Zum Abschluss der Renovierung des Minoritensaals und des MINORITEN-Kreuzgangs lädt das KULTUM zu einem dichten Festprogrammam 12. November 2021 – mit Lesungen, einem Konzert, einer abschließenden Ausstellungsführung und mit einem Diskurspanel:
Wovon sprechen wir, wenn wir von Atem reden? Die Literatur bezweifelt das Sang- und Klanglose, zumindest bezweifelte sie es, seit sie begann. Mit dem ihr eigenen Atem, der länger ist, ersetzt sie das Sang- und Klanglose durch Sprache, unterwandert das Sprachlose mit ihren Atemzügen, widerspricht mit den Luftgeschäften der Poesie den Verstockungen. Wir haben Felicitas HOPPE,Christian LEHNERT, Margret KREIDL und Arnold STADLER eingeladen, zu ATEM neue Texte zu schreiben: Diese werden im neu renovierten Minoritensaal erstmals gelesen. Die Mezzosopranistin Klaudia TANDL und das ENSEMBLE AIRBORNE EXTENDED bringen erneut Vertonungen von Margret Kreidls Text „EINLEUCHTEND WEISS“ der Komponist*innen Sanziana Dobrovicescu, Clemens Nachtmann und Antonis Rouvelas zu Gehör.
Noch einmal kann in einer abschließenden Führung die Ausstellung EINATMEN – AUSATMEN, die in der Endphase der Minoriten-Baustelle mit Werken von mehr als einem Dutzend Künstlerinnen und Künstlern dem alten Gebäude ebenso einen Atem einhauchte wie auch tief existenzielle Beiträge zum Atem und zur Atemnot zur Anschauung brachte, besichtigt werden.
Bereits am Nachmittag wird in einem von Florian Traussnig gestalteten DISKURSPANEL im neu gestalteten kleinen Minoritensaal nach Atem und Atemlosigkeit in Kunst, Philosophie und Gesellschaft gefragt. Welche Rolle spielt Atmung in der Kunst? Die Berliner Kunsthistorikerin Linn BURCHERT blickt auf die (zeit-)historischen und zeitgenössischen Dimensionen der Inspiration. Atemnot als gesellschaftliche und diskursive Metapher thematisiert die Kasseler Literaturwissenschaftlerin Nikola ROSSBACH und setzt sich dabei differenziert mit den alten und neuen Unfreiheiten der Rede auseinander. Eine neue politische – und friedlichere – Philosophie, die uns Menschen als Atmende und Entzünder sieht, skizziert der slowenische Philosoph Lenart ŠKOF.
Bürgermeister Siegfried Nagl lädt am Ende des Abends in den neuen Räumlichkeiten des Minoritenzentrums zu einem Buffet.
Wir laden Sie herzlich am Freitag, den 22. Oktober 2021 um 19 Uhr ins KULTUM (Cubus) zur nächsten Ausgabe der Lyrik-Reihe DER DOPPELTE GAST mit Ursula Krechel und Daniela Danz ein. Barbara Rauchenberger, die Kuratorin der Reihe, führt in die Werke der beiden Autorinnen ein.
Der neue Gedichtband BEILEIBE UND ZUMUTE, der vielfach ausgezeichneten Autorin Ursula Krechel erprobt den Gang übers Seil und vermeidet dennoch jegliche Haltung, die ein Glücken garantieren könnte. Es sind Kunststücke mit offenem Ausgang und offenem Ende, gleichermaßen kühn, wie klug, voller Wagemut und Spielfreude. Sie zeigen Zeile für Zeile die Meisterschaft einer großen Autorin.
Wenn zeitgenössische Lyrik eine Dringlichkeit hat, dann in den Versen von Daniela Danz, die sie in ihrem letzten Gedichtband WILDNIß versammelt hat. Das Brachland als Gemeinschaftsraum, die Wildnis als Spiegel: Stets greifen ihre fulminanten Gedichte, formbewusst und voll Entdeckerfreude weit aus und führen doch immer auch ins innerste Fühlen zurück.
"LEICHTEN REHFALL" verspricht der nächste Abend der Lyrik-Reihe „Der doppelte Gast“ im KULTUM. Ulrich Koch und Thomas Kunst lesen am kommenden Freitag, den 8. Oktober bei uns im Cubus. Es wird ein poetischer Pas de deux, soviel ist sicher...
"Wie soll es weitergehen, jetzt, wo ich lebe", heißt es in einem Vers, der Ulrich Kochs zehntem GedichtbandDies ist nur ein Auszug aus einem viel kürzeren Text entnommen ist, einem Band, der von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats September 2021 gewählt wurde. Diese Gedichte aus dem Flachland des Lebens sind sowohl Daseinsfeier als auch Sprachartistik, und zugleich untergraben sie auf zärtliche Weise beides: Zu meiner Wiedergeburt trage ich schwarz.
Die Gedichte von Thomas Kunst gehören zu den Virtuosesten und Fantastischsten, die sich kaum einfügen lassen in die zeitgenössische Lyriklandschaft. Weil sie ganz bei sich sind. Und weil sie glücklicherweise alles vermissen lassen, wonach „profane Epiphaniker“ lechzen. Eine einfache Probebohrung aus dem BandKolonien und Manschettenknöpfe ist Beweis genug: "Wenn wir nicht wußten, ob wir schon tot waren, gingen wir Früchte kaufen, immer nur Äpfel, Aprikosen und Früchte".
Für alle, die schon die Lange Nacht der Museen für sich planen: Im KULTUM herrscht dichtes Programm: Um 18.30 Uhr spricht Kurator Johannes Rauchenberger mit Künstler Daniel A. Zaman, um 19.30 Uhr stoßen Gastkuratorin Katrin Bucher Trantow und Künstler Michael Endlicher dazu, mit dem die beiden ein Gespräch führen, um 20 Uhr gibt es eine "exklusive" KuratoInnenrenführung für die Lange Nacht. Wer noch Stille und Einkehr sucht: Von 21.30 bis 22.30 ist Heribert Friedls so beeindruckende Soundinstallation "tears of c" in der Mariahilferkirche zu hören... WELCOME!!
Herzlich willkommen zum Herbstprogramm im KULTUM. Die Minoriten-Baustelle hat uns über den Sommer noch einmal sehr viel abverlangt! Seit dem 4. September halten wir wieder die Türen zuEINATMEN – AUSATMENoffen – noch immer „eingerüstet“ und den hörbaren Tönen der Professionisten ausgesetzt. BREATHING OUT – das dauert hier noch ein paar Wochen: Die nun im steirischen herbst adaptierte Ausstellung ist dieser Zeit und diesem neu entstehenden Ort buchstäblich abgetrotzt...
60 Jahre Theologie: Das ist das Leitmotiv eines zeithistorischen Gesprächs mit Peter Trummer, über Jahrzehnte Neutestamentler an der Theologischen Fakultät Graz und Autor zahlreicher – vor allem auch verständlicher – Bücher, die sich um die Heilungs-, Wunder-, Mahl- und Ostergeschichten Jesu im Neuen Testaments drehen. KULTUM-Leiter Johannes Rauchenberger blickt in dem Gespräch mit Peter Trummer auf die großen Aufbrüche der späten 1950er und der frühen 1960er Jahre, die Trummer als junger Mensch erlebt hat und die ihn schließlich zur jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Bibel brachten. Er hat auch weite Teile des Neuen Testaments neu übersetzt. Durch einige biografische Brüche hindurch ist Trummer, der am 23. Juni 2021 80 Jahre alt geworden ist, an der Figur Jesu immer und immer wieder hängen geblieben. Eben ist sein jügstes Buch: "Den Herzschlag Jesu erspüren. Seinen Glauben leben" herausgekommen. Es wird ein Gespräch mit einem streitbaren, mitunter umstrittenen, sturen und zugleich sanften Theologen, der mit seinen Büchern einen großen LeserInnenkreis erreicht hat.
In den 60 Jahren Theologie ist beinahe kein Stein auf dem anderen geblieben. Allein der Sog der Figur Jesu ist ihm geblieben. Das ist berührend. Und all das verdient Öffentlichkeit. Gewidmet ist sein letztes Buch, wiewohl er Jesus mit einem so eindrucksvollen „Herzschlag“ beschreibt, „dem unbekannten Gott“. Auch so kann man 60 Jahre Theologie resümieren.
Mit Kerstin Preiwuß kommt eine lyrische Stimme nach Graz, die, ausgezeichnet mit dem Lyrikpreis Meran, nach den wunden Punkten im Leben sucht. Mit ihrem dritten Gedichtband "Taupunkt" führt sie also fort und beschließt, was sie mit dem Band "Rede" begann und in "Gespür für Licht" weiterverfolgte: Für die Dauer einer Nacht setzt ein Sprachstrom ein, vergleichbar mit einem tiefen Einatmen, das unerschrocken durch alle Schichten des Ichs dringt. Dort nämlich setzt ihr Dichten an und sucht Zusammenhänge zwischen Sprache und Atem, zwischen Sprache und Körper.
Begleitet wird Kerstin Preiwuß von Nadja Küchenmeister, die ebenfalls aus ihrem dritten Gedichtband "Im Glasberg" lesen wird, einem Band, der völlig vertraut auf den poetischen Ausdruck, die literarische Tradition des Märchens und den Alltag als Quell poetischer Verwandlungen. Küchenmeisters Gedichte haben etwas zutiefst Kindliches, in dem sie Ich und Du, Innen- und Außenwelt miteinander verschmelzen.
Es folgen am 25. Juni Christoph Wenzel und Karin Fellner. Beide Abende versprechen viel! (Im Herbst werden in dieser Reihe dann Margret Kreidl und Tom Schulz, Ulrich Koch und Thomas Kunst, sowie Ursula Krechel und Daniela Danz zu Gast sein.)