Das KULTUM öffnete seine Tore am ersten Tag, wo es wieder möglich war: am 15. Mai. (Damit waren wir das erste Museum in der Steiermark! Anyway...)
Dabei ist bei uns tiefste Baustelle. Jeder, der es in die Ausstellung schafft, verdient Respekt. Vielleicht ist es aber auch eine gute Vorgeschichte zu dem, was nachher zu sehen sein wird!
Schließlich gilt es gerade jetzt zu sagen: Kunst ist so wichtig wie noch nie. Viel wurde in den letzten Wochen geklagt, dass die Kultur und die Kunst beim Lockern der Maßnahmen so schlecht wegkommen: vor allem, dass keine richtigen Veranstaltungen bis zum Sommer möglich sind.
Und dennoch gilt es alles nur Erdenkliche zu tun, um der Öffentlichkeit zu sagen: Kunst ist ein geistiges Lebensmittel, gerade jetzt! Hier liegen entscheidene Schätze für das Leben gespeichert! So wie unsere „Kirchen unaufdringlich das gespeichert haben, was das Christentum ausmacht“ (Rainer Bucher), so tun das die Museen mit den ihnen eigenen Sammlungsschwerpunkten. Deshalb leistet sich die Gesellschaft diese! Das KULTUM ist ein Museum, das Ausschau hält nach KünstlerInnen und Kunstwerken, die Religion in der Gegenwart im Blick hat. Wir nutzen die Corona-Zeit, um unsere große Sammlung regionaler und internationaler KünstlerInnen auch online zur Verfügung zu stellen. Bald ist es so weit und man wird ein großes Museum, das es zwar nicht als Bauwerk, aber in Form realer Kunstwerke gibt, durchwandern können! Und wir bauen an dem weiter, was dieses Museum ausmacht: Je neu in Ausstellungen das aufzulesen und zu finden und zu zeigen.
Mir war es auch wichtig, andere Unterstützungsformate jetzt zu tätigen: dass wir etwa in diesem Jahr, wo die Diagonale als „leibhaftiges“ Festival nicht stattfinden kann, unsere Kooperation gerade jetzt nicht aussetzen. Das heißt, den „Preis für den besten Kurzdokumentarfilm“, lange von der Diözese Graz-Seckau und seit nunmehr fünf Jahren vom KULTUM gestiftet, gibt es für mich selbstverständlich auch heuer. Ich sehe das auch als eine Form von Unterstützung für zeitgenössisches Kunst- bzw. Filmschaffen! Sobald es irgendwie möglich ist, werden wir den Preisträgerfilm auch öffentlich bei uns vorstellen.
Mit dem Genre des Kurzdokumentarfilms werden vorranging auch noch junge Filmschaffende bepreist, die jenseits von hohen Produktionsbudgets einen präzisen, kritischen Blick auf die aktuelle Gegenwart werfen. Und einen solchen brauchen wir mehr denn je…
Diese Krise zeigt es deutlich: Es gibt viele KünstlerInnen, die unabhängig von äußerem Erfolg, Besucheransturm oder Zugriffszahlen das einfach tun, was sie tun müssen: Einer, der punktgenau auf die derzeitige Situation eine leuchtende Gegenwelt entwirft, ist der steirische Künstler Alois Neuhold : Wer wagt schon heute, ernsthaft über das Paradies zu reden, das nicht Urlaubs-, Einkaufs-, Senioren- oder Wohlfühlparadiese meint? So entwertet wie dieses Wort in unserer gesättigten Gesellschaft ist, so absurd sehnsuchtsvoll kommt es nach den vergangenen Wochen der Corona-Krise daher. All diese genannten Paradiese waren plötzlich gesperrt.
Alois Neuhold hat mehrere Jahre lang an den neuen „Blumenbildern“ gearbeitet. Doch nach und nach, so sagt er über seine Arbeit, sei er in die Vorstellung des Paradieses hineingeschlittert...
Unter strengsten Auflagen von „Social Distancing“ hat der Künstler mitten im Corona-Lock-Down und meist völlig allein eine berührend schöne Ausstellung bei den Minoriten aufgebaut. Nach und nach wuchs auch eine Gegenwelt zu der aktuellen Isolierungssituation heran. Manchmal ist Kunst so visionär, dass sie die jeweilige Gegenwart einholt und erleuchten kann.
Planen Sie nun – auch über den Sommer! – einen kontemplativen, visionären Museumsbesuch ein! Sie werden belohnt.
Wir werden im Sommer diesmal auch spezielle Öffnungszeiten anbieten, die in den Abend hineingehen: Dienstags bis Sonntag von 16-20 Uhr! Schon jetzt haben wir sonntags auch von 17-20 Uhr geöffnet!
Und auch spezielle Workshops für Kinder sind den ganzen Sommer über geplant. Ein ideales Vormittagsprogramm in dieser besonderen "Ferienzeit", wo klassische Urlaube vielleicht anders aussehen...
Der mit 4.000 Euro dotierte Preis für den Besten Kurzdokumentarfilm, gestiftet vom Kulturzentrum bei den Minoriten, geht an „How to disappear“ des Regie-Trios Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf.
„Wie können wir im virtuellen über das Reale erzählen? In Zeiten, in denen wir uns vermehrt in Räume bewegen, in denen das soziale Miteinander neu verhandelt wird, eröffnet dieser Film einen ungewöhnlichen Blick auf die Geschichte der Fahnenflucht, aber nicht nur das: Das filmische Werk lässt uns die Geschichte des Krieges über die Kulisse der Spielindustrie wahrnehmen, indem Systeme hinterfragt werden, die moralischen und ethnischen des Krieges sowie die der Unterhaltungsindustrie. Mit Feingefühl für Ironie und Poesie, aus einer Perspektive von außen und zugleich aus der Mitte des Geschehens fragt der Film nach Formen des Widerstands und der Disziplin in unterschiedlichen Räumen. Eine weibliche Stimme kommentiert und durchbricht dabei die männlichen Spielwelten.“
Was bleibt? Diese Frage schleicht sich bei jeder Grenzerfahrung ein. Erst recht beim Tod. Doch da ist Vieles viel zu nah, als dass man es benennen könnte. So geht es Vielen auch beim Tod von Philipp Harnoncourt, der gestern, am 25. Mai 2020 gestorben ist, wenige Stunden vor dem Todestag seines Namenspatrons, Philipp Neri. Da wäre ich eigentlich schon beim (Heiligen-)Kalender, den Philipp Harnoncourt besonders gut erzählen konnte.
So versuche ich es mit einer höflichen Distanz, die mir freilich sehr schwerfällt bei ihm.
Das Kulturzentrum bei den Minoriten gedenkt Alfred Kolleritsch, der am 29. Mai 2020 gestorben ist.
Barbara Rauchenberger, Literatur-Frau (NEU) im KULTUM, würdigt den Dichter und Förderer zahlreicher Talente mit einem lyrischen (und sehr persönlichen) Nachruf.
Das Kulturzentrum bei den Minoriten gedenkt in Dankbarkeit des verstorbenen Altbischofs Dr. h.c. Johann Weber, der als junger Bischof der Diözese Graz-Seckau in der Aufbruchszeit des Konzils 1975 das Kulturzentrum bei den Minoriten gegründet hat.
Es war damals freilich keine "Gründungsurkunde", wohl auch keine "Strategie" im engeren Sinne, als vielmehr ein Auftrag an den damaligen Kaplan Josef Fink (1941-1999), im damals heruntergekommenen Minoritenkloster eine Stätte für die Kultur zu errichten. Dieser tat dies alsbald gemeinsam mit Harald Seuter in einer gemeinsamen, mehr als 20-jährigen Aufbauzeit.
Zum 40. Geburtstag des Kulturzentrums bei den Minoriten hat mir Altbischof Johann Weber, damals schon 88-jährig, den folgenden Brief geschrieben, der mir heute als besonders wertvoll erscheint:
"Vor 40 Jahren haben wir es gewagt und es war richtig so. Da denke ich besonders an jene, die am Anfang gedacht haben, vorgeschlagen haben, eben gewagt haben.
Besonders nahe sind jene, die schon im vollendeten 'Kunstwerk' Gottes ihren Platz haben.
Aber ebenso denke ich an Sie und jene alle, die nun am Gestalten sind!
Viel Segen sei Ihnen gegeben – es geht rasch: Vor 40 Jahren war es eine andere Welt – und heute? Seien Sie ein Anker des Vertrauens im drohenden Wellenschlag!
Ihr Altbischof – von Herzen!
Johann Weber (30. 5. 2015)"
Danke, lieber Herr Bischof Weber, für die Gründung unseres Kulturzentrums!
Danke auch für die stille Begleitung weit über Ihre aktive Bischofszeit hinaus!
Wir werden Ihnen ein bleibendes Gedenken bewahren.