Neue Musik am KULTUM stellt Werke vor, von denen wir meinen, dass sie künstlerisch herausragend sind oder in einer besonderen Weise innovativ. Sowohl notierte Kompositionen als auch elektroakustische und algorithmische Werke wollen wir hörbar machen bzw. in Form von Künstlerinnengesprächen und Programmmoderationen kurz vorstellen. Unser Fokus liegt dabei auf komponierten bzw. notierten Werken, die inmitten unserer Gegenwart in Graz entstehen oder in der jungen Vergangenheit geschrieben wurden. Demgegenüber lassen wir auch immer wieder Klassiker der Neuen Musik treten.
Das KULTUM arbeitet eng mit exzellenten KünstlerInnen aus der Region zusammen und kooperiert mit zahlreichen Institutionen und Vereinen, die sich dem zeitgenössischen Musikschaffen widmen, wie dem IEM, der anderen saite, der ÖGZM etc.
In seiner Konzertreihe widmet sich das KULTUM dem großen und schillernden Bereich der Neuen Musik. In die Schublade Neue Musik steckt man landläufig gerne alle ernste Musik, die ab Schönberg entstand und welche sich nicht mehr vordergründig den Mechanismen einer vormals Dur-Moll-tonalen Klangsprache verbunden fühlt. Ein besseres Abstecken dessen, was Neue Musik sein soll, böte ein fragwürdiges Zitat Stockhausens, der 1955 feststellte: "Die Städte sind radiert – und man kann von Grund auf neu anfangen, ohne Rücksicht auf Ruinen und geschmacklose Überreste." Abgesehen davon, dass mindestens seit dem Barock die große Frage nach dem Geschmack nie hinreichend beantwortet werden konnte, und, täte man dies, es einer Pachtung der Wahrheit gleichkäme, ist seit dem Ende des 2. Weltkriegs viel passiert, gesellschaftspolitisch wie ästhetisch. Es versteht sich von alleine, dass beides einher ging.
1958 wurde mit dem Ensemble »die reihe« der erste Klangkörper in Österreich gegründet, der sich ganz der Neuen Musik verschrieb und inmitten einer sehr konservativen Stimmungslage dafür Türen förmlich einrennen musste, um die Werke Weberns, Boulez', Cages, Dallapiccolas usf. einer damals noch kleinen interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute ist »die reihe« Geschichte, nicht aber ihr Vermächtnis: Es gibt mehr Spezialensembles für zeitgenössische Musik denn je und eine florierende Szene, die ihr – im Gegensatz zum symphonischen Betrieb auch sehr durchmischtes und junges – Publikum findet.
Neue Musik reicht heute von in klassischer Weise notierten Werken hin bis zu algorithmischen Kompositionen und franst an ihren Rändern in diverse andere Bereiche wie dem Jazz, der Medienkunst oder des Artrock etc. aus. Es wäre in diesem Sinne ein naiver Gedanke, den man gerne Athanasius Kircher zuschreiben möchte, eine enzyklopädische Darstellungsform der ganzen Neuen Musik in einer Konzertreihe zu versuchen.