Wie kommt eigentlich Religion in der Kunst der Gegenwart vor? Seit 25 Jahren ist diese Frage ein Leitmotiv bei der Suche nach zeitgenössischer Kunst im KULTUM. Aus Hunderten an Ausstellungen ist dabei in den letzten 15 Jahren eine Sammlung entstanden, die in der Hartnäckigkeit, mit der sie diese Frage stellt, europaweit einzigartig ist. Im steirischen herbst ’25 wird die Sammlung im neu adaptierten KULTUM – als „Jubiläumsausstellung“ zu dessen 50. Geburtstag – das erste Mal gezeigt.
In zehn Abteilungen spürt die Ausstellung einer Lücke im aktuellen Museumsbetrieb nach, die sich nicht füllen lässt: ein Museum für Gott. Seine Codes, seine „Ikonografie“, die Widersprüche in seinen Bildern, der (Aber-)Glaube seiner Zeuginnen und Zeugen, die Not des aktuellen Fundamentalismus, der Traum, Wissen und Glaube zu vereinen, und die Poetik, „letzten Dingen“ beizukommen, entfalten sich in unterschiedlichsten Werken auf drei Etagen. Auch der Dachboden des alten Klosters ist dabei. Jedes der Werke erzählt seine eigene Ausstellungsgeschichte, sein Konzept, seinen Esprit. Mit all dem wird in dieser ersten Schau eine „Meta-Erzählung“ über unterschiedliche Aspekte von Religion in der Kunst der Gegenwart gebaut, die von nun an als „ständige Sammlung“ im KULTUM erlebbar sein wird.
Where does religion actually figure in contemporary art? For twenty-five years, this question has been Johannes Rauchenberger’s leitmotif in the search for contemporary art at KULTUM. Over the last fifteen years, hundreds of exhibitions have resulted in a collection that is unique in Europe in terms of the intensity withwhich it asks this question. At steirischer herbst ’25, this collection will be shown for the first time in the newly adapted KULTUM—as a “jubilee exhibition” marking its fiftieth anniversary.
In nine sections, the exhibition explores a desideratum gap in the current museum landscape that cannot be filled: a museum for God. His codes, his “iconography,” the contradictions in his images, the faith (or superstition) of his witnesses, the plight of current fundamentalism, the dream of uniting knowledge and faith,and the poetics of getting round “Last Things” unfold in a wide variety of works on four floors. The attic of the old monastery is also included.
In the Graz 2003 – European Capital of Culture exhibition “Himmelschwer” she enchanted the city with her four golden ladders, which were placed above the Landhaus and the castle, among other locations. Following the 2011 renovation, she held her first solo exhibition in the newly opened rooms at KULTUM, entitled “SHARING”: Finnish artist Maaria Wirkkala.
She had uncovered a permanent collection within the newly built clay walls. The early Renaissance pictures, which are fragments of art cards, are still in the scarred wall: They were uncovered again with this exhibition. This ‘permanent collection’ was the begining of the museum‘s concept of contemporary art and religion, which will be realized with the latest extension to celebrate KULTUM‘s 50th anniversary. To this end, Maaria Wirkkala has now been invited again to present a large exhibition in the newly adapted and interconnected museum rooms before the collection is shown for the first time at steirischer herbst from 26 September 2025. “NUN MEHR – MEANTIME” deals with the transcendence of time and space, offering profound poetry as a counter to the threatening present. The exhibition connects different worldviews and continents. It reveals the dignity of places and offers a glimpse of an alternative present through art.
In der Ausstellung „Himmelschwer“ (Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas) verzauberte sie Graz mit ihren vier goldenen Leitern (u.a. über dem Landhaus und der Burg), nach dem Umbau 2011 bestritt sie mit der Ausstellung „SHARING“ die erste Einzelausstellung in den damals neuen Räumen im KULTUM: die finnische Künstlerin Maaria Wirkkala. In den damals neuen Lehmwänden hatte sie eine „ständige Sammlung“ freigelegt: Die Bilder aus der Frührenaissance – Fragmente von Postkarten – befinden sich immer noch hinter der vernarbten Wand. Das war der Anfang der Museumsidee für Gegenwartskunst und Religion, die nun, mit der jüngsten Erweiterung zum 50. Geburtstag des KULTUM, Wirklichkeit wird. Aus diesem Grund wurde Maaria Wirkkala – bevor die Sammlung im steirischen herbst das erste Mal gezeigt wird – nunmehr erneut eingeladen und gebeten, die nun ganz neu gerichteten und miteinander verbundenen Museumsräume mit einer großen Ausstellung zu bespielen: NUN MEHR – MEANTIME handelt von der Transzendierung von Zeit und Raum. Es setzt dieser bedrohlichen Gegenwart eine tiefe Poesie entgegen; die Schau verbindet unterschiedliche Weltanschauungen, ja Kontinente. Sie macht die Würde von Orten sichtbar und lässt uns dabei eine andere Gegenwart durch Kunst erahnen.
Der steirische Künstler und Architekt Gerhard Lojen (1935–2005) zählt zu den prägenden Figuren der steirischen Moderne, sein Name ist eng verbunden mit der Entwicklung der abstrakten Malerei in Österreich. Das KULTUM zeigt zum 20. Todestag und 90. Geburtstag des Künstlers im Spiegelgitterhaus Gleisdorf Werke des „Doyens der abstrakten Malerei in der Steiermark“ (Werner Fenz) aus der Sammlung Wolf und dem Nachlass des Künstlers, der von seiner Frau Arch. Erika Lojen verwaltet wird.
Lojen experimentierte mit Techniken, dachte in Materialien, Bildern und Formen. Seine Arbeiten oszillieren zwischen Malerei, Objekt und Skulptur. In ihren geometrischen Setzungen, klaren Kompositionen und reduzierten Farbflächen spiegelt sich der Zeitgeist einer sich wandelnden Moderne. Konstruktivistische Einflüsse, ebenso wie Impulse der französischen Avantgarde, durchziehen sein Schaffen – lesbar wie ein offenes Archiv künstlerischer Strömungen und ihrer Transformation. Diese Form des Verbundenseins zeigt sich auch in seiner Lehrtätigkeit an der Ortweinschule Graz, wo er von 1987 bis 2000 die Meisterklasse für Malerei leitete. Für Lojen war Kunst nie ohne Geschichte denkbar – sie war ihm Ausgangspunkt, Resonanzraum und Gegenüber.
Eine Ausstellung über die ZEIT, kuratiert von zweintopf
In Punkten, Linien, Rastern und Räumen versuchen wir sie zu schematisieren, verstehen ihr Verrinnen einmal zyklisch, dann wieder linear. Sie umspannt uns beständig, egal ob wir sie gerade wichtig nehmen möchten oder nicht. Alle kämpfen wir bisweilen gegen sie an und bleiben dann erschöpft zurück. Seit der Moderne wird sie kollektiv als endliche Ressource konsumiert und dabei immer teurer und knapper.
Von den vielzitierten „15 Minuten Berühmtheit“ bis hin zum „bitteren Ende“ hat Erich Wolf über viele Jahre immer wieder Werke zum Thema Zeit zusammengetragen. Mit ihren Uhrenobjekten, Bewegungsstudien, Maltagbüchern, Filmschnipseln, Lebenslinien oder Naturstudien vom jahreszeitlichen Werden und Vergehen versuchen die Künstler:innen beharrlich an etwas festzuhalten, das uns in den wesentlichsten Momenten unseres Lebens verlässlich entgleitet.
mit Werken von
Manfred Erjautz, Richard Frankenberger, Sonja Gangl, Sarah Godthart, G.R.A.M, Detlev Hartmann, Ulrike Königshofer, Renate Krammer, Vevean Oviette, RESANITA, Irmgard Schaumberger, Werner Reiterer, Markus Wilfling, Gustav Zankl, zweintopf
Es sind oft mehrere Millionen an Pinselstrichen, die Wolfgang Temmel auf seine Leinwände legt. Grundiert mit schwarzem Indigo schreibt der in Wies lebende Künstler seine kosmischen Lichtspuren ins Bild: Er, der wie kaum ein anderer Künstler in diesem Land das Bild hinterfragt hat – in unterschiedlichsten Medien, auch in der digitalen Fotografie. Seit zehn Jahren sind es großformatige Lichtnebel, die nun mit seiner Pinselhandschrift eine Spiritualität freisetzen, eine Schöpfungskraft, die ihresgleichen sucht. Temmels Hand vor diesem Bild ist ein Zufallstreffer eines Atelierbesuchs, sie steht aber auch metaphorisch für einen Künstler, der sich den Grenzen seiner Körperlichkeit mit der Kraft der Kunst (wie ebenfalls kaum ein zweiter) widersetzt.
Die großen Flächen des Spiegelgitterhauses sind mit den großformatigen Leinwänden behängt, ein Raum großer Aura breitet sich durch die Gemälde aus.
25 Jahre nach dem Tod von Josef Fink (1941–1999) ist ein Blick auf ein künstlerisches Werk angebracht, über das es mehr zu erzählen gibt, als die Aneinanderreihung unterschiedlichster Werkphasen eines vielfach begabten Menschen. Was ist der Bann (s)einer großen Erzählung, noch immer?
Die Ausstellung zeigt erstmals alle Werketappen Finks, von den frühen Bibelillustrationen der 1960er Jahre, dem Bruch mit der Figuration, seinen Sakralräumen, bis hin zur abstrakten Fotografie und der Auseinandersetzung mit den Schriftzeichen, denen er im Land der Bibel begegnet ist. Darauf basiert letztlich die unverkennbare Formensprache Finks, aus der er seine visionären Landschaften im Aquarell entwickelt.