LITERATUR HOTEL: Monika Rinck: "Eine Verkehrspolitik der Träume"
Einführung und Gespräch_Stefan Schmitzer
Unter den zahlreichen wiederkehrenden Wendungen, Motiven und Gesten in Monika Rincks „Höllenfahrt & Entenstaat“ (kookbooks, 2025) ist die Anrede O Müder! die wichtigste. Sie verknüpft die zwei zentralen Gegenstände, von denen das Buch so handelt, als wären sie, in einem Kippeffekt, ein Gegenstand: erstens das Durchqueren des deutschen Autobahnnetzes mit seinen Baustellen und Verkehrsradiostationen durch den müden Fahrer, zweitens das Durchqueren des Totenreichs, wie die ägyptischen Papyri es schildern, mit seinen Göttern, seiner Seelen-Anatomie, seiner Traumlandschaft, durch die müde gewordene Seele. An diese Zusammenschau knüpfen sich andere – die von Enten im Park und Sozialpolitik, vom Radio und vom Traumleben … Aber zuerst und zuvorderst: psychedelisch-poetische Verkehrspolitik! Metaphysik mit Abgasen!
Monika Rinck,
geboren 1969, lebt in Berlin Moabit und seit jüngstem auch in Köln. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft und Germanistik an der Ruhr Universität Bochum, an der FU Berlin und an der Yale-University New Haven. Sie hat viele, viele Bücher geschrieben (jüngst eben Höllenfahrt & Entenstaat), Performances performt und Lehraufträge innegehabt (bis vor Kurzem in Wien an der Angewandten, jetzt in Köln an der KHM); seit 2015 den Kleist-Preis, den Ernst-Jandl-Preis, den Roswitha-Preis, den Berliner Literaturpreis, den Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung, und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. Sie ist Mitglied im P.E.N.-Club, der Lyrikknappschaft Schöneberg, der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.