MIT HASHTAG #CARITAS #HILFE
ist die nächste Kuratorenführung in der Ausstellung DE PROPAGANDA FIDE umschrieben, die am 19. November, dem Tag der Heiligen Elisabeth, stattfindet. Warum erwähne ich das? Weil Elisabeth von Thüringen, die aus Pressburg stammende ungarische Prinzessin und Landgräfin von Thüringen, mit nur 24 Jahren verstorben, in den folgenden Jahrhunderten zur Patronin tätiger Nächstenliebe wurde. Sie wurde sogar im Protestantismus verehrt, Naumburg an der Saale, die Wartburg oder Marburg an der Lahn sind nur zwei Orte, wo das besonders nachvollziehbar ist. Das reicht freilich noch nicht, sie in unser Ausstellungskonzept miteinzubeziehen… Und doch: Nimmt man einen Aspekt dieser Ausstellung – das Historische – her, so ist doch beachtlich, dass Elisabeth auch als ganz prominente Figur im Grazer Mariahilf-Bild vertreten ist. Freilich nicht als historische Figur, sondern in der Gestalt der Maria Anna von Bayern, der ersten Frau von Erzherzog Ferdinand, die neben den Eggenbergern, diese Kirche und das Kloster hier stifteten bzw. bezahlten.
Was so viel heißt wie: Promis sprangen zur Propaganda der Armenhilfe ein. Das hat sich bekanntlich auch die Caritas heute abgeschaut. Darüber werde ich zum Beispiel mit der neuen Direktorin der Caritas Steiermark, Nora Tödtling Musenbichler, sprechen. Sie darf ich als nächsten Gast in unserer Ausstellung willkommen heißen.
Wie geht die Caritas mit Bildern um? Welche kommen vor, damit Menschen spenden? Welche Rolle spielt das Mitleid? Welche die Hilfe? Welche die negative, welche die positive Botschaft? Ein paar Fragen. Es wird auf jeden Fall spannend.
Am Samstag, 19. November, um 17 Uhr im KULTUM. Herzlich willkommen.
Eine Rolle dabei spielt auch ein Kunstwerk, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Caritas-Plakaten in dieser Ausstellung förmlich aufgedeckt wurde. Denn es ist seit zehn Jahren verschlossen: In ihrer Serie der „Icons“ hat die in New York lebende Künstlerin Ewa Harabasz, die aus Tschenstochau mit dem polnischen Nationalheiligtum der „Schwarzen Madonna“ stammt, mediale Bilder aus den Tagesnachrichten der Kriegs- und Dokumentarfotografie in der Tradition der orthodoxen Ikonenmalerei überformt. Bei der hier gezeigten „Ikone“, die Harabasz in der Ausstellung „Mutter“ (2010) als permanente Arbeit im KULTUM anfertigte, rettet eine Frau ein Kind in einem Geiseldrama in Beslan.
Zwar ist der Goldgrund professionell grundiert, doch das Gold ist Schlaggold, und die „Malerei“ ist ein Abziehbild, das einer Zeitung entnommen ist. Der zufällige fotografische Schuss macht die Frau, die dieses Kind rettet, ungewollt zur Madonna – für die Aufmerksamkeit eines Zeitungstages. Nach Giorgio Agamben ist der homo sacer die Figur des vollkommen Schutzlosen, der auf seine bloße physische Existenz, sein „nacktes Leben“ reduziert ist. Mit der künstlerischen Sakralisierung der Rechtlosen rückt die Künstlerin ein ausgegrenztes Leben in den Glorienschein unserer Aufmerksamkeit und damit in das Blickfeld unseres Handlungsspielraums.
Es ist, wenn man so will, ein sehr irdisches und auf die Gewaltrealität der Welt bezogenes Mariahilf-Bild.