LITERATUR HOTEL: Luljeta Lleshanaku und Andrea Grill
Der zweite Abend in der neu „eingerichteten“ Reihe Literatur Hotel bietet der albanischen Lyrikerin Luljeta Lleshanaku und ihrer Übersetzerin Andrea Grill ein geräumiges Sprach- und Lesequartier für ihren im Herbst 2021 in der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser erschienenen Gedichtband „Die Stadt der Äpfel“.
Luljeta Lleshanaku ist nicht nur eine der wichtigsten Dichterinnen Albaniens, sondern darüber hinaus eine Lyrikerin mit enormer Strahlkraft, die beinahe dazu verführt, Äpfel mit Sternen zu vergleichen. Es gibt diese enorme Tragweite, mit der sie spricht und die uns psychische Landschaften von hoher Plastizität erschließt: als Chiffren der Versehrtheit und existentiellen Gefährdung, als tastende Echolote, die in eine kaum durchschaubare Welt eintauchen, eine Welt, die uns zugleich unmittelbar angeht. Lleshanakus Poesie ist von großer Genauigkeit: eindringlich, feinsinnig und humorvoll und vor allem „geprägt“ von unverwechselbarer Hellsichtigkeit.
Luljeta Lleshanaku wurde 1968 in Albanien geboren; ihre Familie bekannte sich zur politischen Opposition und war deshalb starken Repressionen ausgesetzt. So wuchs die Dichterin in einer Art „Hausarrest“ auf und durfte bis Anfang der neunziger Jahre weder eine Hochschule besuchen noch publizieren. Nach dem Sturz der Diktatur begann sie zu studieren, war Chefredakteurin des Magazins „Stimme der Jugend“ und schrieb für eines der ältesten und bedeutendsten Literaturmagazine Albaniens. Heute arbeitet sie für die Zeitung „Rlindja“ und übersetzt aus dem Englischen ins Albanische. Seit 1990 sind neun Gedichtbände von ihr erschienen, die alle von der Kritik begeistert aufgenommen, in viele Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden. Auf Deutsch erschienen bisher zwei Bände. Beide Bücher wurden von Andrea Grill ins Deutsche übertragen.