Museum Raum 10

0512: Sonagramm des Wortes „Allah“, 2008 – 2010

Eine weiße Oberfläche, durch wellenartige Erhebungen strukturiert, die sich einmal mehr, einmal kaum sichtbar reliefartig in den Vordergrund schieben: so sieht das Wort „Gott“ aus, wenn man es in Zeit, Frequenz und Intensität zerlegt. Das Künstlerduo 0512 generierte das Wort „ALLAH“ mit einer synthetischen Stimme und fächerte es durch akustische Analyse in ein dreigliedriges Koordinatensystem auf: der ästhetische Ertrag eines „Sonagramms“. Die Betonung der letzten Silbe „AH“ spiegelt sich in den größten Erhöhungen im unteren Bereich des Bildes wider. Auf das Verbot der bildlichen Darstellung Gottes hin entstand vor allem im islamischen Kulturkreis eine ungeheure Pracht an ornamentalen Motiven. An diese Möglichkeit abstrakter Gottesdarstellung knüpft das Duo 0512 an, indem es mit modernen Mitteln eine ornamentale Skulptur von großer ästhetischer Präsenz und Schönheit erzeugt. Dadurch spannen die beiden Künstler den Bogen von einer bildlosen Tradition hin zu einer heutigen Visualisierung des Wortes „Gott“. Gleichzeitig überführen sie eine Gesellschaft, die mit der arabischen Gottesbezeichnung indirekt Angst in Verbindung bringt, in ein ästhetisches Wohlgefallen.

Sonagramm des Wortes „Allah“, 2008 – 2010, Kunststoff, CNC-gefräst, 87x140x8 cm, 1/ 3, DVD, In Kooperation mit Islamforscher Ibric Almir / Islamische, Religionsgemeinde Graz / Islamisches Zentrum Graz. KULTUMdepot Graz, aus: IRREALIGIOUS! Parallelwel | 0512

0512

Martin Mathy, Steffen Strassnig, geboren am 051276/69 in Wagna, Österreich, leben und arbeiten in Graz. Studium Design und Chemie. Seit 2008 arbeiten sie als Künstlerkollektiv im Bereich Fotografie und Konzeptkunst. Mit dem Ziel, die Perspektive aufzuheben, analy-sieren sie natürliche wie artifizielle Umgebungen sowie ihr jeweiliges Mit- und Nebeneinander. Im KULTUM wurde 0512 in den Ausstellung „IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011/12) und „Dort, wo unsere Sprache endet, komme ich jeden Tag vorbei“ (2014) gezeigt.

Martin Mathy, Steffen Strassnig, born in Wagna, Austria, in 1976 /1969; live and work in Graz. They studied Design and Chemistry. Since 2008, they have been an artists’ collective in the fields of photography and conceptualism. They aim at removing perspective analyzing both natural and artificial environments as well as their respective interconnectedness and juxtaposition. 0512 were shown in the KULTUM in the exhibitions “IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011) and “Dort, wo unsere Sprache endet, komme ich jeden Tag vorbei“ (2014).

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0512: Sonagram of the Word "Allah", 2008 – 2010

A white surface structured by wave-like elevations which sometimes more, sometimes almost invisibly protrude like a relief: this is what the word “God” looks like if one breaks it down to time, frequency, and intensity. The artists’ duo 0512 generated the word “ALLAH” with a synthetic voice and allotted it to a tripartite system of coordinates by means of acoustic analysis—the esthetic yield of a so called sonagram. The emphasis on the last syllable, “AH”, is reflected by the highest peaks in the lower section of the picture. Due to the ban on the visual representation of God, the Islamic culture in particular brought forth an immense richness of ornamental motifs. The duo 0512 took up this possibility of an abstract image of God by creating an ornamental sculpture of great esthetical presence and beauty with modern means. Thereby, they forge a bridge between a non-pictorial tradition to a present-day visualization of the word “God”. At the same time, they transfer a society which indirectly associates fear with the Arabic designation for God into esthetic pleasure.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 960-961.