Museum Raum 09

Klaus G. Gaida: DIE MITTEL DER MALEREI: Neue Untersuchungen zu Carotos Bild: Knabe mit Kinderzeichnung, 1999–2002, 7-teilig

Was ist ein Bild? Wie entsteht Sinn? Was macht seine Macht aus? Jedes Bild ist letztlich eine Antwort auf diese Fragen. Klaus G. Gaida stellt sich diesem Anspruch mit einer „Neuen Untersuchung zu Carotos Bild: Knabe mit Kinderzeichnung.“ 1999–2002 entstanden, setzt es sich mit der ureigensten Macht der Bilder auseinander, ausgehend vom 1520 entstandenen Bild „Knabe mit Kinderzeichnung“ von Giovanni Francesco Caroto. Dieses Verfahren, einerseits mit der Überraschung der Bestände zu rechnen, und anderseits genau darauf mit der Kraft der Gegenwart dagegen- und weiterzuzeichnen, ist eine gemeinsame Schnittfläche des Künstlers Klaus G. Gaida mit dem, was dieses hier vorgestellte Museum antreibt: Was freilich zu Weltauslegungen führen kann, die sich weder dem Kunstbetrieb samt seinen inhärenten Mechanismen noch einem wie auch immer gearteten Ideologie unterwerfen. Das „Vermögen“ des Bilderzeigens wird in dieser Serie vielmehr an der Kinderzeichnung exemplifiziert – und das ausgerechnet in einer Zeit, wo der Geniekult zur Hochblüte getrieben wurde. Dieser wird freilich am Lachen des Knaben subtil unterlaufen und schließlich vom Künstler in Detailaufnahmen augenzwinkernd hochgeladen: „Hochwertige Farbfalle“, „Wirkungsvolle Mischtechnik“, „Maximaler Beschäftigungswert“, „Vereinfachte Binnenmodellierung“, „Undurchsichtige Deformation“, „Kompatible Unangemessenheit“, „Anarchistischer Arm“ sind die hintergründigen Titel, die sich aus den Details des Ursprungsbildes, gemalt mit Naturpigmenten, ergeben.

DIE MITTEL DER MALEREI: Neue Untersuchungen zu Carotos Bild: Knabe mit Kinderzeichnung, 1999–2002, 7-teilig, Anarchistischer Arm, 1999–2002, Naturpigmente, Farbenleim, Tinte, Nessel, 179,5x140 cm, KULTUMdepot Graz, aus: Die Mittel der Malerei (2010) | Klaus G. Gaida

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Klaus G. Gaida: DIE MITTEL DER MALEREI: Neue Untersuchungen zu Carotos Bild: Knabe mit Kinderzeichnung, 1999-2002, 7-teilig.
Naturpigmente, Farbenleim, Tinte, Nessel, 179,5x140cm bzw. 202,5x155cm,
KULTUMdepot Graz, aus: Die Klaus G. Gaida: Die Mittel der Malerei (2010) (Schenkung des Künstlers)

Klaus G. Gaida
geboren 1950 in Brandleben, Deutschland, lebt und arbeitet in Wülfte, Deutschland. Er studierte Malerei in Hamburg und Wien, war Herausgeber der Zeitschrift „Hans Kultur“ und schuf 1990 den Werk-Zyklus „Die Expedition“ mit Thomas Kling. Von 2009 bis 2012 gestaltete Gaida den Innenraum der Kirche des Augustinum Graz, indem er historisch bildliche Versatzstücke in den Gegenwartskontext setzte. Im KULTUM wurde Gaida in den Ausstellungen „Klaus G. Gaida. Es fünf aber die“ (2007), „Die Mittel der Malerei“ (2010), „RELIQTE“ (2010) und "Klaus G. Gaida: "Argument wie 1 Tulpmstengel" (2017) gezeigt.

born in Brandleben, Germany, in 1950; lives and works in Wülfte, Germany. He studied Painting in Hamburg and Vienna, published the magazine Hans Kultur, and created the series of works “Die Expedition“ together with Thomas Kling in 1990. From 2009 to 2012, Gaida designed the interior space of church of the Augustinum, Graz, by putting pictorial set pieces of history into a contemporary context. Gaida’s works were shown in the KULTUM in the exhibitions “Klaus G. Gaida. Es fünf aber die“ (2007) “Die Mittel der Malerei“ (2010), “RELIQTE“ (2010) and "Klaus G. Gaida: "Argument wie 1 Tulpmstengel" (2017)

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Klaus G. Gaida: THE METHODS OF PAINTING: New Analyses of Caroto’s Painting: Portrait of a Young Boy Holding a Child's Drawing, 1999–2002

What is an image? How is meaning created? What makes up its power? In the end, every picture is an answer to this question. Klaus G. Gaida faces this challenge with a “New Analysis of Caroto’s Painting “Portrait of a Young Boy Holding a Child's Drawing”. In these paintings, which he created between 1999 and 2002, he deals with the very own power of images based on “Portrait of a Young Boy holding a Child's Drawing”, which was painted by Giovanni Francesco Caroto in 1520. This method—on the one hand, to bank upon surprises in the inventory and, on the other, to draw against these and take them up with the power of the present—is a common denominator of the artist Klaus G. Gaida and the motivation behind the museum presented in this publication Which can of course result in interpretations of the world which neither submit to the art world along with its inherent mechanisms nor to institutionalized ideology of whatever kind. In this series, the asset of showing pictures is rather exemplified with a child’s drawing—and this of all things in a time when the genius cult had its heyday. Of course, this is subtly undermined by the boy’s smile and finally uploaded by the artist in the form of tongue-in-cheek detail shots: “High-Quality Color Trap”, “Effective Color Mixing”, “Maximum Engagement Value”, ”Simplified Internal Modeling”, “Obscure Deformation”, “Compatible Inappropriateness”, and “Anarchist Arm” are the enigmatic titles which arise from the details of the original pictures painted with natural pigments.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 854-859.