Marta Deskur: Virgins, 2003, Misiu and Monia, aus der Serie: „Family“, 1999

Marta Deskurs „Virgins“, vier Akte schwangerer Frauen, treiben mit einer Sehirritation ein buchstäbliches „Geheimnis“ weiter: Wie wird man schwanger ohne Sexualität? Das Thema der Virginität ist einerseits ein Thema der Reinheit, feministisch betrachtet auch eines des Schutzes vor dem sexuellen männlichen Zugriff. Marta Deskurs schwangere “Virgins“ sind voller Stolz auf ihre Fruchtbarkeit und auf ihr werdendes Leben im Bauch. Sie sind dargestellt in „Reinheit und Unschuld“, dem erotischen Blick entzogen. Und Mutterschaft ist schließlich „das schönste Geschenk im Leben einer Frau“ (M. D.). Doch niemand wollte für dieses Thema Modell stehen, denn „girls no longer want to bei virgins“ (M. D.). Also trieb Marta Deskur dieses Dilemma auf künstlerischem Weg weiter. Die verschiedenen Akte der Schwangeren sind für sie „geliehen“, es ist allerdings immer der Kopf der Künstlerin, der, in unterschiedlicher Typik zu sehen ist, beginnend vom traumhaft „schlanken“, bis zum korpulent barocken: Jeder weiß, dass Jungfräulichkeit – die Theologen sind sogar noch weiter gegangen und haben sie auch „post partum“ („nach der Geburt“) behauptet – und Schwangerschaft nicht zusammengehen. Doch die Mutationen, die uns ins Haus stehen, die Eingriffe in die Substanzen und Erbanlagen, sind hier nicht Spekulationen wissenschaftlicher Debatten, sondern werden am Körper der bevorstehenden Mutterschaft vorgeführt. „Virgins“ wird zur hintergründigen Metapher des menschlichen Eingriffs zur zukünftigen Regeneration des Menschengeschlechts.