Museum Raum 07

Petra Sterry: Das ewige Leben, 2010

Der Gedanke des Todes ist unannehmbar: Petra Sterry spiegelt die Verweigerung, Endlichkeit zu akzeptieren, in den Fluch, ewig leben zu müssen. Das eigentliche Surplus von Religionen, nämlich Kontingenz zu bewältigen und ein ewiges Leben zu verheißen, kippt in der Frage Sterrys zur Bedrohung: „Wie lange dauert das ewige Leben?“ Die schwarze Figur nimmt die Ikonografie des Todes auf und ist hier zum stotternden Männchen, einer Vogelscheuche gleich, zusammengeschmolzen, dessen Ausruf PETRA STERRY Das ewige Leben, 2010 Tusche auf Papier, 150x280 cm KULTUMdepot Graz, aus: Prometheus! (2010) und MITLEID | compassion (2012) PETRA STERRY Das ewige Leben (Eternal Life), 2010 Ink on paper, 150x280 cm KULTUMdepot Graz, from: Prometheus! (2010) and MITLEID | compassion (2012) groß geschrieben ist – denn ein Fragezeichen fehlt: „Wie lange nur dauert das ewige Leben!“ Die Optimierungsstrategien des Lebens und der technische Fortschritt legen bislang ungeahnte Energien zur irdischen Lebensverlängerung bei. Die Frage nach dem ewigen Leben wird eine vor dem Tod und sie heftet sich an existenzielle und gesellschaftliche Debatten wie medizinischer Fortschritt, Euthanasie und die Fähigkeit zu sterben.

Das ewige Leben, 2010, Tusche auf Papier, 150x280 cm, KULTUMdepot Graz, aus: Prometheus! (2010) und MITLEID | compassion (2012) | Petra Sterry

Petra Sterry

geboren 1967 in Graz, Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sie befasst sich in ihren Arbeiten mit den Problemen der menschlichen Existenz: Angst, Gewalt, Sexualität, Tod, Entfremdung, Einsamkeit. Kindheitserfahrungen und der weibliche Körper bilden einen thematischen Schwerpunkt in ihren Zeichnungen, Schriftbildern und Installationen. Im Rahmen eines internationalen Projektes führte sie eine zweijährige Untersuchung über das Nichts mit mehr als 1500 TeilnehmernInnen durch. Sterrys Arbeiten waren u.a. in Ausstellungen in der Albertina Wien, in der Neuen Galerie Graz, im Österreichischen Kulturforum in Prag und im museum in progress in Wien vertreten. Im KULTUM wurde Sterry in den Ausstellungen „EX GRAZ“ (2003), „NIE STEHT ES NICHT BEVOR“ (2005), „Prometheus!“ (2010), „MITLEID | compassion“ (2012) und “Schönheit und Anspruch” (2018) gezeigt.

born in Graz in 1967; lives and works in Vienna. She studied at the University of Applied Arts Vienna. In her works, she deals with the problems of human existence: fear, violence, sexuality, death, alienation, solitude. Childhood experiences and the female body are a thematic focus of her drawings, writing images, and installations. She conducted a two years’ investigation into the nothing with more than 1,500 participants in the frame of an international project. Sterry’s works were represented i.a. in exhibition in the Albertina, Vienna, Neue Galerie, Graz, at the Austrian Cultural Forum in Prague, and in the museum in progress, Vienna. Sterry’s works were shown in the KULTUM in the exhibitions “EX Graz“ (2003), “Nie steht es nicht bevor“ (2006), ”Prometheus!“ (2010) and “MITLEID | compassion“ (2012).

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Petra Sterry: Das ewige Leben (Eternal Life), 2010

The idea of death is not acceptable: Petra Sterry reverses the refusal to accept mortality into the curse of having to live forever. What makes up the actual surplus of religions, to help us cope with contingency and their promise of eternal life, turns into a threat in Sterry’s question “How long does eternal life last?” The black figure picks up the iconography of death and has melted together into a stammering manikin that looks like a scarecrow whose exclamation is emphasized—because the question mark is missing: “How long does eternal life last!” To date, life optimization strategies and technological progress have set free unforeseen energies to prolong our life on earth. The question of eternal life is turning into one of before death and it is linked to existential and social debates around medical progress, euthanasia and the ability to die.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 793.