Museum Raum 04

Ronald Kodritsch: MAMA, 2010

„Ich glaube Deine Lügen, Mama, ich glaube Deine Lügen, Mama“, immer wieder wie eine Strafaufgabe auf die weiße Leinwand in den Schemen einer Madonna mit Christuskind geschrieben. Das Werk von Ronald Kodritsch entbehrt nicht eines gewissen ab- und auch tiefgründigen Humors: Widersprüche sind für den Glauben kein Hindernis. Kodritsch treibt sein ironisches Spiel mit Anspielungen und Zitaten aus der Kunstgeschichte, der Populärkultur, der medial vermittelten Wirklichkeit und der ComicKultur. Mit seiner Strategie der Ironie und Dekonstruktion gelingt es ihm jedoch immer wieder gesellschaftliche Situationen auf den Punkt zu treffen. Die Abhängigkeit des schutzbedürftigen Kindes von seinen Eltern, sein Ausgeliefertsein an die Verantwortung und Fürsorge seiner Mutter, das stete Auseinanderwachsen bis hin zur völligen Emanzipation des Sprösslings und dem Infragestellen der eigenen Erziehung und der mitgegebenen Werte, dies ist der Spannungsbogen, den Kodritsch mit seiner für die Ausstellung „Mutter“ (2010) neu entstandenen Arbeit umreißt.

Ronald Kodritsch

geboren 1970 in Leoben, Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Kodritsch studierte Kunstgeschichte in Wien, absolvierte die Meisterschule für Malerei in Graz bei Gerhard Lojen und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Gunter Damisch. Der Stipendiat des Chelsea College of Art and Design London war Mitglied der Künstlerband „Noch 3 km bis Lignano“ und tätigte mit der Gruppe „Poncho Brothers“ Aktionen im öffentlichen Raum. Kodritschs Arbeiten wurden u.a. in Linz, München, Bern, Phnom Penh, St. Gallen, Salzburg, Klosterneuburg, Wien und New York ausgestellt. Im KULTUM wurde Kodritsch in den Ausstellungen „mutter. Neue Bilder in zeitgenössischer Kunst“ (2010), „Seelen-wäsche“ (2013) und “Schönheit und Anspruch” (2018) gezeigt.

born in Leoben, Austria, in 1970; lives and works in Vienna. Kodritsch studied Art History in Vienna and graduated at the Master School for Art and Design (Painting), Graz (with Gerhard Lojen). He also studied at the Academy of Fine Arts Vienna (with Gunter Damisch). The scholarship holder of the Chelsea College of Art and Design, London, was a member of the artists’ band “Noch 3 km bis Lignano“ and created interventions into the public space with the group “Poncho Brothers“. Kodritsch’s works were exhibited i.a. in Linz, Munich, Bern, Phnom Penh, St. Gallen, Salzburg, Klosterneuburg, Vienna, and New York. Kodritsch’s works were shown in the KULTUM in the exhibitions “Mutter. Neue Bilder in zeitgenössischer Kunst“ (2010) and “Soul Underwear“ (2013).

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Ronald Kodritsch: MAMA, 2010

“Ich glaube Deine Lügen, Mama, ich glaube Deine Lügen, Mama“ [I believe your lies, mom; I believe your lies, mom] is written again and again like an extra exercise into the silhouettes of a Madonna with infant Jesus on the white canvas. Ronald Kodritsch’s work does not lack a certain abysmal and also profound humor: Contradictions are no obstacles for belief. Kodritsch plays ironical games with allusions to and quotes from the history of art, popular culture, reality as conveyed be the media, and comic culture. Yet what he achieves again and again with his strategy of irony and deconstruction is to put social circumstances in a nutshell. The child that needs to be protected by its parents, how it is at the mercy of its mother’s sense of responsibility and care, how they gradually drift apart until the offspring is completely emancipated and questions its own upbringing and the values it has learnt—these are the poles of the work Kodritsch specifically created for the exhibition “mutter” (2010).

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 479