Museum: Raum 03

Eric Aupol: SHADOW-SERIE, 2017

Der französische Fotokünstler Eric Aupol fotografierte in einer „Artist in Residence-Week“ im Herbst 2006 Menschen im Grazer Gegenlicht. In seiner Wanderung durch die Stadt lud er Menschen aus den „Ausländervierteln“ ein, sich ablichten zu lassen. Gesichter im Format eines Passfotos erzählen, ihre Physiognomie ist im Gegenlicht kaum erkennbar, von ihren prekären Schicksalen. Sie stammen aus Tschetschenien, Irak, Ruanda und anderen politisch und wirtschaftlich zerstörten Ländern und leben derzeit in unsicherem Lebensraum wie Schatten an einem fremden Ort. Anfänglich zerrinnt die Dichte der Fotografie in eine schwarze Abstraktion, in einen distanzierten Blick. Sie zwingt den Betrachter sich dem Gesicht anzunähern, die Präsenz dieser Frauen und Männer auszuhalten, ihre Gesichtszüge zu ertragen, ihre Details in der Physiognomie und in ihrer Kleidung zu erkennen, um einmal dorthin vordringen zu können, was in ihren Gesichtern geschrieben steht. Diese Serie war für Eric Aupol, der sich bisher vor allem mit Räumen und dem Wiedergewinnen ihres Gedächtnisses beschäftigt hat, eine neue Werkphase, die er auch in anderen Städten Europas fortgesetzt hat.

Shadow-Serie, 2007 Fotografie auf Alu je 60x60 cm KULTUM depot Graz, aus: Schatten (2007) | Eric Aupol

Eric Aupol

geboren 1969 in Charlieu, Frankreich, lebt und arbeitet in Paris. Aupol lehrt Fotografie an der École Nationale Supérieure de Création Industrielle in Paris und an der École Nationale Supérieure d’Art de Bourges. Aupol ist bekannt für seine Fotografien von historisch und geistig geprägten Räumen bzw. Orten, sowie für seine Portraitserie mit starkem Gegenlicht, in der er mitunter das Thema der Immigration hinterfragt. Aupols Fotoarbeiten wurden u.a. im Erasmus Center of the Arts Rotterdam, Maison Européenne de la Photographie Paris sowie im Museum Heidelberg ausgestellt. Im KULTUM wurde Aupol in der Ausstellung „SCHATTEN“ (2007) und „RELIQTE“ (2010) gezeigt.

born in Charlieu, France, in 1969; lives and works in Paris, France. Aupol teaches photography at the École nationale supérieure de création industrielle,Paris, and at the École nationale supérieure d’art de Bourges. Aupol is known for his photographs of historically and spiritually defined spaces and/or places as well as for his portraits series with strong back light in which he sometimes questions the subject of immigration. Aupol’s photographic works were exhibited i.a. in the Erasmus Center of the Arts, Rotterdam, the Maison européenne de la photographie, Paris, and Museum Heidelberg. Aupol’s works were shown in the KULTUM in the exhibition “SCHATTEN“ (2007).

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Eric Aupol: SHADOWS Series, 2007

In the frame of an artist in residence week in the fall of 2006, the French photo artist Eric Aupol photographed people in Graz in the back-light. Faces in passport format tell of their precarious fates—their physiognomy is hardly visible in the back-light. They come from Chechnya, Iraq, Ruanda, and other politically and economically devastated countries and are currently living like shadows in a precarious living environment at a foreign place. At first, the density of the photograph disappears into black abstraction, into a distanced gaze. It forces the viewer to get closer to the face, to bear the presence of these women and men, to endure their facial features, to recognize their details in the physiognomy and in the clothing, to advance to what is written in their faces. For Eric Aupol, who had above all dealt with spaces and reclaiming their memory until then, this series was a new phase in his work which he resumed in other European cities.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 406-407