Museum Raum 02

Hanns Kunitzberger: Bildnis, 2. Hälfte 1997

„Zur Anwesenheit eines Gegenstandes durch die vollkommene Abwesenheit desselben“ steht seit Jahren auf allen Ausstellungseinladungen von Hanns Kunitzberger, dessen Bilder in langen Zeitspannen entstehen und mit vielen lasierenden Farbschichten gemalt sind. Zu sehen sind monochrom erscheinende, wehende Farbflächen. Seine „Bildnisse“ setzen beim Dreiviertelporträt an. Allein, man sieht es nicht, oder erst nach und nach. Die Bilder von Hanns Kunitzberger sind nicht reproduzierbar, man muss sie, verbunden mit Zeit, leibhaftig sehen. Erst nach vielen Minuten des Anblicks wird ein Bildnis sichtbar. Eine Theorie der Erscheinung beweist Kunitzberger durch die Beschwörung der Abwesenheit, die eine Anwesenheit erzeugt. Die schwindelnden Höhen und unverzeihlichen Abgründe der conditio humana sind und wollen nicht mehr sein als eine Spiegelung eines Bildnisses von uns selbst – auf dass die Bildnisse, um die es hier geht, erst nach einem langen Akt des Schauens und Schweigens in einen Donner der Überwältigung über uns einbrechen können.

Bildnis, Ende 1996 Öl auf Molino, 80x65 cm Privatsammlung Aus der Ausstellung: Hanns Kunitzberger: Abbbild und Bildnis (2005) | Hanns Kunitzberger

Hanns Kunitzberger

geboren 1955 in Salzburg, Österreich, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte am Mozarteum Salzburg Bühnenbild, Kostüm und Theatermalerei sowie Theater- und Filmregie. Ab 1980 beschäftigt sich Kunitzberger mit Malerei und Plastik, seit 1991 widmet er sich ausschließlich der Malerei und beginnt seine Serie der ‘Bildnisse’ und ‘Abbilder’. Seine Werke waren u.a. in Berlin, Frankfurt am Main, Salzburg, Wien und Klagenfurt zu sehen. Im KULTUM wurde Kunitzberger in den Ausstellungen „Hanns Kunitzberger: Abbild und Bildnis“ (2005) und „RELIQTE“ (2010) gezeigt.

born in Salzburg in 1955; lives and works in Berlin. He studied Stage Design, Costume Design, and Scene Painting as well as Stage and Film Direction at the Mozarteum, Salzburg. In 1980, Kunitzberger began to deal with painting and sculpture. In 1991, he restricted his art to painting and started his series of ‘Bildnisse’ (Portraits) and ‘Abbilder’(Likenesses) His works were shown i.a. in Berlin, Frankfurt am Main, Salzburg, Vienna and Klagenfurt. Kunitzberger’s works were shown in the KULTUM in the exhibitions “Hanns Kunitzberger: Abbild und Bildnis“ (2005) and “RELIQTE“ (2010).

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Hanns Kunitzberger: Bildnis [Portrait], end of 1996

“To the presence of an object through the total absence of the same” is what has been written on all of Hanns Kunitzberger’s invitations to his exhibitions. He creates his images over long periods of time and with a large number of glazing layers of color. What we see are seemingly monochromatic wafting color surfaces. His “portraits” start from the three-quarter view. Yet one does not see it, or only by and by. Hanns Kunitzberger’s images cannot be reproduced; one must see them ‘live’, combined with the passing of time. Only after viewing it for many minutes, an image becomes visible. Kunitzberger proves a theory of appearance by conjuring up absence that creates presence. The vertiginous heights and unpardonable abysses of the human condition are not, and do not want to be, more than a reflexion of a portrait of ourselves—so that the portraits we deal with here can befall us in thundering overpowering only after a long act of seeing and remaining silent.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 296-297.