Museum Raum 02

11.12.2019

Wo anfangen, wenn man erstmals ein Museum für Gegenwart, Kunst und Religion vorstellt? Am besten bei Adam und Eva: Bereits mehrere Male hat der französische, in Berlin lebende Künstler Guillaume Bruère Adam und Eva gemalt. Ein Motiv, das vor allem Kunstschaffende der frühen Renaissance für sich entdeckten, nicht zuletzt deshalb, um Nacktheit auch im Christentum salonfähig zu machen – jenseits von Leid und Passion. Der hier abgebildete Versuch stammt vom 11.12.2019. Auf dieses Motiv angesprochen, sagt Bruère: „Ich habe die Bibel erst sehr spät entdeckt…“ Und nach einer Pause: „Adam und Eva, sie sitzen so tief in uns, egal, ob wir gläubig sind oder nicht, das ist nicht die Frage… Adam und Eva sind wie die Kreuze… zwei Motive, die bleiben.“

Der Künstler hat den Schöpfermythos, beinahe wörtlich genommen: Erst malte er das Skelett von Adam und Eva; daraufhin wollte er ihnen Fleisch anheften, um ihnen so eine besondere Verletzlichkeit verleihen: „Das habe ich nicht geschafft. Ich bin dabei gescheitert. Das muss ich akzeptieren…“

Guillaume Bruère: 11.12.2019, Acryl, Ölkreide auf Leinen, 200 x 150 cm KULTUMUSEUM, aus: Guillaume Bruère: DEAD & ALIVE. Alte Meister (2021)

Guillaume Bruère

geboren 1976 in Châtellerault, Frankreich; lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland. Bruère studierte an der Kunstakademie in Nantes und der Kunsthochschule EESI (École européene supérieure de l’image) und schloss sein Studium 2003 ab. Zwischen 1998 bis 2002 war er als Assistent von Fabrice Hybert, Jacques Villeglé, Richard Fauguet und Thomas Hirschhorn tätig. Früh traf er wichtige Künstler wie Georg Baselitz und Arnulf Rainer, deren Arbeiten bedeutenden Einfluss auf ihn hatten. In seinen Museumsarbeiten, die im KULTUMGraz das erste Mal zu sehen waren, übten die flämischen und altdeutschen Meister eine besondere Faszination auf ihn aus. Neben Zeichnungen und Malereien zählen Skulpturen und Aktionen zu seinem OEuvre: So zeichnete er 2015 in einer öffentlichen Performance in Graz Flüchtlingsportraits, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in Brüssel zu sehen waren. Im KULTUM wurde Bruère in der Ausstellung Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees“ (2016), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16), „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) und in der Einzelausstellung: "Guillaume Bruère: DEAD&ALIVE. Alte Meister" (2021) gezeigt.

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Where to begin when introducing a museum of contemporary art and religion for the first time? Best to start with Adam and Eve:French artist Guillaume Bruère, who lives in Berlin, has painted Adam and Eve several times. It is a motif that was discovered primarily by artists of the early Renaissance, not least in order to make nudity socially acceptable in Christianity—beyond suffering and passion. The attempt shown here dates from December 11, 2019. When asked about this motif, Bruère says: “I discovered the Bible very late in life...” And after a pause: „Adam and Eve are so deeply ingrained in us, regardless of whether we are believers or not, that‘s not the question... Adam and Eve are like crosses... two motifs that remain.“ The artist took the creation myth almost literally: first he painted the skeletons of Adam and Eve; then he wanted to attach flesh to them to give them a special vulnerability: ”I didn‘t manage to do that. I failed. I have to accept that...“