Museum Raum 02

30.09.2020, after Caravaggio, The Entombment of Christ, painted in Berlin

Während der Lockdowns im Zuge der Covid19-Pandemie kann Guillaume Bruère keine Museen besuchen und beginnt nach Kunstbüchern zu malen. „Ich lerne malen“, teilt der Künstler mit. So ist es auch nur ein kleiner Schritt zu einem der wohl bekanntesten Werke Caravaggios, der Grablegung Christi aus dem Vatikanischen Museum, ursprünglich für die Kirche Santa Maria Nuova in Rom gemalt. Dieses Mal ist es keine Vergrößerung, sondern eine Verkleinerung des Originals aus den Jahren 1602–04. Das Meisterwerk Caravaggios zeigt das pathetische Weinen der Freunde Jesu, die ihn zu Grabe tragen. Maria Magdalena reißt die Arme ein letztes Mal nach oben; Joseph von Arimathäa blickt uns direkt an; und die Betrachterperspektive ist sehr tief.
30.09.2020 – an diesem Tag wurde dieses Werk vollendet, vielleicht auch angefangen. Der Künstler ist üblicherweise ziemlich schnell. Was dieses Bild zusätzlich auszeichnet: Es ist nicht nur von der Vorder-, sondern auch von der Rückseite zu besichtigen. Der Künstler hat auf die Leinwand ohne Grundierung gemalt. So bleibt sie auch in einer gewissen Weise lichtdurchlässig. Jedenfalls entstand auf der Rückseite ein ornamentaler Farbteppich, der wiederum eine zeitgenössische Reflexion auf die Bedingung von Malerei überhaupt geworden ist. Die Vorder- und Rückseite in dieser Grablegung Christi sind vielleicht auch ein verhaltener Vorschein von Ostern.

Guillaume Bruère

geboren 1976 in Châtellerault, Frankreich; lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland. Bruère studierte an der Kunstakademie in Nantes und der Kunsthochschule EESI (École européene supérieure de l’image) und schloss sein Studium 2003 ab. Zwischen 1998 bis 2002 war er als Assistent von Fabrice Hybert, Jacques Villeglé, Richard Fauguet und Thomas Hirschhorn tätig. Früh traf er wichtige Künstler wie Georg Baselitz und Arnulf Rainer, deren Arbeiten bedeutenden Einfluss auf ihn hatten. In seinen Museumsarbeiten, die im KULTUMGraz das erste Mal zu sehen waren, übten die flämischen und altdeutschen Meister eine besondere Faszination auf ihn aus. Neben Zeichnungen und Malereien zählen Skulpturen und Aktionen zu seinem OEuvre: So zeichnete er 2015 in einer öffentlichen Performance in Graz Flüchtlingsportraits, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in Brüssel zu sehen waren. Im KULTUM wurde Bruère in der Ausstellung Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees“ (2016), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16), „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) und in der Einzelausstellung: "Guillaume Bruère: DEAD&ALIVE. Alte Meister" (2021) gezeigt.

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During the lockdowns imposed in response to the Covid-19 pandemic, Guillaume Bruère was unable to visit museums and began painting from art books. ‘I‘m learning to paint,’ the artist explains. It was only a small step from there to one of Caravaggio‘s most famous works, The Entombment of Christ from the Vatican Museum, originally painted for the Church of Santa Maria Nuova in Rome. This time, it is not an enlargement, but a reduction of the original from 1602–04. Caravaggio‘s masterpiece shows the poignant weeping of Jesus‘ friends as they carry him to his grave. Mary Magdalene raises her arms one last time; Joseph of Arimathea looks directly at us; and the viewer‘s perspective is very deep.
30 September 2020 – this is the date on which this work was completed, and perhaps also begun. The artist is usually quite fast. What makes this painting even more special is that it can be viewed not only from the front, but also from the back. The artist painted on the canvas without primer. This allows it to remain translucent in a certain way. In any case, an ornamental carpet of colour was created on the back, which in turn has become a contemporary reflection on the condition of painting itself. The front and back of this Entombment of Christ are perhaps also a restrained foreshadowing of Easter.