Museum Raum 02

Guillaume Bruère: 04.04.2017

Die religiös-existenzielle Tagebuchserie von Guillaume Bruère um Ostern 2017 wird mit einer die alte Adam-Christus-Typologie anknüpfende Kreuzigungsszene vom 04.04.2017 abgeschlossen. Für sie gilt im Besonderen das, was der Künstler über seine Schaffensprozesse an anderer Stelle so formulierte: „Sie ist auch ein Liebesakt.“ „Come, give me a hug“ steht als Aufforderung zwischen den Assistenzfiguren des Kreuzes, die unverkennbar Adam und Eva sind. Beide sind sie mit Herzen gekennzeichnet, Eva kniet auf der Schlange. Eine Aufforderung zur Umarmung, zur Liebe, beide nackt, es ist Zeit, jetzt, unter dem Kreuz, sich wieder an das Paradies zu erinnern! Denn auch dem Kreuz geschieht längst die Liebe: Weiß, rosa, rot sind die angedeuteten Figuren für diesen buchstäblichen Liebesakt. Maria Magdalena, seine Mutter, seine Anima – man weiß es nicht, durch wen diese Liebe geschieht: Auf diese zweite Figur vor dem Gekreuzigten angesprochen, macht Guillaume Bruère im Dialog mit dem Autor vor allem seinen intuitiven Zugang zur Malerei geltend: „Ich weiß es meist gar nicht, wer oder was auf dem Bild dargestellt ist, das mich dann zu beflügeln beginnt. Ein Teil von mir will auch unwissend bleiben."

Guillaume Bruère

geboren 1976 in Châtellerault, Frankreich; lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland. Bruère studierte an der Kunstakademie in Nantes und der Kunsthochschule EESI (École européene supérieure de l’image) und schloss sein Studium 2003 ab. Zwischen 1998 bis 2002 war er als Assistent von Fabrice Hybert, Jacques Villeglé, Richard Fauguet und Thomas Hirschhorn tätig. Früh traf er wichtige Künstler wie Georg Baselitz und Arnulf Rainer, deren Arbeiten bedeutenden Einfluss auf ihn hatten. In seinen Museumsarbeiten, die im KULTUMGraz das erste Mal zu sehen waren, übten die flämischen und altdeutschen Meister eine besondere Faszination auf ihn aus. Neben Zeichnungen und Malereien zählen Skulpturen und Aktionen zu seinem OEuvre: So zeichnete er 2015 in einer öffentlichen Performance in Graz Flüchtlingsportraits, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in Brüssel zu sehen waren. Im KULTUM wurde Bruère in der Ausstellung Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees“ (2016), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16), „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) und in der Einzelausstellung: "Guillaume Bruère: DEAD&ALIVE. Alte Meister" (2021) gezeigt.

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Guillaume Bruère's religious-existential diary series around Easter 2017 concludes with a crucifixion scene from 4 April 2017 that ties in with the old Adam-Christ typology. What the artist said elsewhere about his creative processes applies in particular to this work: ‘It is also an act of love.’ ‘Come, give me a hug’ is the invitation between the assistant figures on the cross, who are unmistakably Adam and Eve. Both are marked with hearts, Eve kneeling on the serpent. An invitation to embrace, to love, both naked, it is time, now, beneath the cross, to remember paradise again! For love has long since come to the cross too: white, pink and red are the colours of the figures hinting at this literal act of love. Mary Magdalene, his mother, his anima – we do not know through whom this love happens: When asked about this second figure in front of the crucified Christ, Guillaume Bruère, in dialogue with the author, emphasises above all his intuitive approach to painting: ‘I usually don't even know who or what is depicted in the picture that then begins to inspire me. Part of me also wants to remain ignorant.’