Museum Raum 02

Alois Neuhold, Abfall-Seelen einer Achtloswelt – Lautloser Aufstand farblichtgeballt – Eine Anblick-Armee, „Jüngstes Gericht“... 2020-2024

Die 49 kleinen, bunten Statuetten, die Alois Neuhold seit 2020 unentwegt und täglich fabriziert, warten auf das Jüngste Gericht. Es gibt kaum eine poetischere, zärtlichere und gleichzeitig auch ernsthaftere Annäherung an „Letzte Dinge“ wie bei diesem Künstler, der sich bereits im ersten Lockdown der Corona-Pandemie mit dem Paradies auseinandergesetzt hat – seine vier kleinen „Türhüter im Vorhof des Paradieses“ sind bereits hinter der Minoritensaalfront positioniert.

Die Statuetten verstehen sich als „Abfall-Seelen einer Achtloswelt“, ihr Blick ist scharf und vom satten Leben gezeichnet – der Künstler versteht sie als „Anblick-Armee für das Jüngste Gericht“. Einer der vielen Sätze, die „keiner mehr hören will“, so der 1978 geweihte und kurze Zeit später suspendierte Priester, der später Malerei studierte. Konsequent sendet der Künstler Alois Neuhold seine unzeitgemäßen Bild-Botschaften aus seiner einzigartigen Malerklause in der Südsteiermark.

Seine erstmals geschaffenen Statuen leuchten aus einer Tiefe heraus – als Anordnung, als FARB-LICHT-Gestalten. Sie bilden ein Kraft-Zentrum in ihrer mehrreihigen Aufstellung, sie künden von Leben, einer geballten Energie und einer Bestimmtheit. Derart angeordnet stellen sie sich einem „letzten Gericht“. Sie verdichten auch das Gegenüber, sie sprechen an und sind zugleich angesprochen. Sie strahlen eine Unausweichlichkeit aus. Bewusst sind sie als kleine „Armee“ konzipiert, in einer Zeit, wo große Armeen wieder tägliche Schlagzeilen füllen.

Alois Neuhold, Abfall-Seelen einer Achtloswelt – Lautloser Aufstand farblichtgeballt – Eine Anblick-Armee, „Jüngstes Gericht“... 2020-2024

Alois Neuhold, Abfall-Seelen einer Achtloswelt – Lautloser Aufstand farblichtgeballt – Eine Anblick-Armee, „Jüngstes Gericht“... 2020-2024

Alois Neuhold

geboren 1951 in Eggersdorf bei Graz, Österreich, lebt und arbeitet in Baldau (Südsteiermark). Neuhold studierte Theologie in Graz, wurde 1977 zum Priester geweiht und 1978 suspendiert. Er studierte und diplomierte daraufhin Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Melcher. 1986 wurde er Mitglied in der Gruppe 77, deren Präsident er lange Zeit war. Mit seinen grafischen Arbeiten war er in den 1980er Jahren bei namhaften Ausstellungen der jungen österreichischen Malereigeneration vertreten. Im KULTUM wurde Neuhold in den Ausstellungen “Himmlischen Jerusalem” (2000), „LICHTMESZ“ (2009), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16) und „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) und “Glaube Liebe Hoffnung” (2018), "GOTT HAT KEIN MUSEUM. Aspekte von Religion in Kunst der Gegenwart (2025) sowie in den Einzelausstellungen „Alois Neuhold: Wenn dir die Welt einsteint“ (2005), „Alois Neuhold. NICHT VON HIER“ (2012/2013), “Alois Neuhold. Innergärten und Trotzdemblüten - verstreute Blütenblätter aus dem Gartenbuch eines verlorenen Paradieses ...“ (2020) gezeigt. Im Zuge der großen Retrospektive im steirischen herbst 2013 entstand die Werkmonografie: „Du musst dir die Augen ausreißen und die Hände an die Ohrstiegen legen“ (hg. von Johannes Rauchenberger) im Springer Verlag Wien-New York.

Alois Neuhold

Born in 1951 in Eggersdorf near Graz, Austria, he lives and works in Baldau (southern Styria). Neuhold studied theology in Graz, was ordained as a priest in 1977 and suspended in 1978. He then studied and graduated in painting at the Academy of Fine Arts in Vienna under Prof. Melcher. In 1986, he became a member of Gruppe 77, of which he was president for many years. His graphic works were featured in renowned exhibitions of the young Austrian painting generation in the 1980s. At KULTUM, Neuhold was featured in the exhibitions ‘Heavenly Jerusalem’ (2000), “LICHTMESZ” (2009), ‘reliqte, reloaded: On the Legacy of Christian Imagery Today’ (2015/16) and "VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel‘ (2017) and ’Glaube Liebe Hoffnung‘ (2018), ’GOTT HAT KEIN MUSEUM. Aspekte von Religion in Kunst der Gegenwart‘ (2025) as well as in the solo exhibitions ’Alois Neuhold: Wenn dir die Welt einsteint" (2005), ‘Alois Neuhold. NOT FROM HERE’ (2012/2013), ‘Alois Neuhold. Inner Gardens and Defiance Blossoms - Scattered Petals from the Garden Book of a Lost Paradise ...’ (2020). In the course of the major retrospective at steirischer herbst 2013, the monograph ‘Du musst dir die Augen ausreißen und die Hände an die Ohrstiegen legen’ (You must tear out your eyes and put your hands on your ears) (edited by Johannes Rauchenberger) was published by Springer Verlag Vienna-New York.

The 49 small, colourful statuettes that Alois Neuhold has been producing tirelessly every day since 2020 await the ‘Last Judgement’: There is hardly a more poetic, tender and at the same time serious approach to ‘Last Things’ than that of this artist, who already dealt with paradise during the first lockdown of the Corona pandemic (his four small ‘gatekeepers in the forecourt of paradise’ are already positioned behind the Minorite Hall façade). They see themselves as ‘waste souls of a careless world’, their gaze is sharp and marked by a rich life—the artist understands them as an ‘army of sight for the Last Judgement’. One of the many phrases that, according to the ordained and shortly afterwards suspended priest, ‘no one wants to hear anymore’. The artist Alois Neuhold consistently sends out his timeless pictorial messages from his unique painter‘s retreat in southern Styria.

His statues shine from a depth, as an arrangement, as COLOUR-LIGHT figures. They form a centre of power in their multi-row arrangement; they proclaim life, concentrated energy and determination. Arranged in this way, they face a ‘last judgement’. They also intensify their counterparts, they speak and are spoken to at the same time. They radiate inevitability. They are deliberately conceived as a small ‘army’ at a time when large armies are once again filling the daily headlines.