Museum Raum 01

Michael Endlicher: NegOtium, 2024; IAM, 2024

Die „Minoriten“ in Graz sind ein Ort des Widerspruchs – von arm und reich, von franziskanischer Spiritualität der Einfachheit und barocker Überfülle, von Event und Esprit, von unserem Wohlstands und konkreter Not: Am Ausgang (oder Eingang)leuchtet ein Schriftzug von Michael Endlicher. Das Kloster, die Muße und die „Geschäfte“ alterieren im ((NEG-)OTIUM als blinkender Schriftzug. Arbeit und Freizeit wechseln augenzwinkend ab. OTIUM und NEGOTIUM sind hier als Gegensatzpaar von „Muße“ und „Aufgabe“ gegenübergestellt. Man könnte also quasi im Kasssabereich zwischen „Freizeit“ oder „Geschäft“ entscheiden – je nachdem, in welcher Absicht man hier tätig ist oder seinen Besuch gestaltet. Und im lateinischen Setting (ohne Leerzeichen) ist im Hintergrund dann aus dem deutschen „Ich bin“ – auf der dahinterliegenden Fensterfolie – ein „IAM“ zu lesen. „Iam“ aber bedeutet „schon“.

Die Narrative eines Jahrhundete alten Franziskaner-Minoritenklosters zwischen „Armut“ und seiner Einlassung in die „Welt“, jene des Markenkerns der Kirche mit seinem Bild von „Mariahilf“, aber auch die Engelsfresken an der Decke des Minoritensaals und das große Barockbild „Die Speisung der 5000“ werden beim Ausgang zum neuen Museum zeitgenössisch (um-)interpretiert.

Michael ENDLICHERNegOtium2024100x16cmNeonapparatur Ausstellungsansicht: Michael Endlicher: ZEICHEN ? SPRACHE ??IRONIE, KULTUM Graz, 11. Mai bis 13. Juli 2024, Kurator: Johannes Rauchenberger

Foto: J. Rauchenberger

Michael Endlicher

geboren 1960 in Wien, lebt und arbeitet als bildender Künstler ebenda. Studium der Betriebswirtschaft an der WU Wien. Endlicher untersucht die Bedingungen sprachlicher und bildlicher Bedeutungsproduktion bzw. ihren Wandel im Kontext unterschiedlicher Medien und Verfahren. Seine Arbeiten thematisieren die Grenzen zwischen Malerei und Text, zwischen Fläche und Form, zwischen Offenheit und Geschlossenheit, aber auch jene zwischen Objekt und Konzept, Künstler und Kritiker, Kunst und Kritik. Endlichers Arbeiten wurden u.a. im MUSA Wien, Künstlerhaus Wien, Österr. Kulturforum New York, Museum für Unerhörte Dinge Berlin, bei zahlreichen Kunstmessen und im Technisches Museum Wien ausgestellt. Im KULTUM wurde Endlicher in der Ausstellung „Dort, wo unsere Sprache endet, komme ich jeden Tag vorbei“ (2014), "SPIRO SPERO" (2018), "EINATMEN – AUSATMEN" (2021) und in der Einzelausstellung: "Michael Endlicher: ZEICHEN – SPRACHE – IRONIE" (2024) gezeigt.
2023 erschien: Michael Endlicher: ZEICHEN SETZEN | SETTING SIGNS. Mit einem Gespräch zwischen Michael Endlicher, Katrin Bucher Trantow und Johannes Rauchenberger und einem Text von Günther Oberhollenzer.

Born in Vienna in 1960, he lives and works as a visual artist in the same city. He studied business administration at the Vienna University of Economics and Business. Endlicher examines the conditions of linguistic and pictorial meaning production and its transformation in the context of different media and processes. His works address the boundaries between painting and text, between surface and form, between openness and closedness, but also those between object and concept, artist and critic, art and criticism. Endlicher's works have been exhibited at MUSA Vienna, Künstlerhaus Vienna, Austrian Cultural Forum New York, Museum für Unerhörte Dinge Berlin, numerous art fairs and the Vienna Technical Museum, among others. At KULTUM, Endlicher was featured in the exhibition ‘Dort, wo unsere Sprache endet, komme ich jeden Tag vorbei’ (2014), ‘SPIRO SPERO’ (2018), ‘EINATMEN – AUSATMEN’ (2021) and in the solo exhibition: ‘Michael Endlicher: ZEICHEN – SPRACHE – IRONIE’ (2024).
Published in 2023: Michael Endlicher: ZEICHEN SETZEN | SETTING SIGNS. With a conversation between Michael Endlicher, Katrin Bucher Trantow and Johannes Rauchenberger and a text by Günther Oberhollenzer.

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The Minorites in Graz are a place of contradictions – between rich and poor, between Franciscan spirituality of simplicity and Baroque excess, between events and esprit, between our prosperity and concrete hardship: at the exit (or entrance) shines a sign by Michael Endlicher. The monastery, leisure and ‘business’ alternate in ((NEG-)OTIUM as flashing lettering. Work and leisure alternate with a wink. OTIUM and NEGOTIUM are juxtaposed here as opposites of “leisure” and ‘task’. So you could decide between ‘leisure’ or “business” in the checkout area, depending on your intention or the nature of your visit. And in the Latin setting (without spaces), the German ‘Ich bin’ (‘I am’) can be read as ‘IAM’ in the background on the window film behind it. However, ‘Iam’ means ‘already’.

The narrative of a century-old Franciscan Minorite monastery between ‘poverty’ and its engagement with the “world”, that of the core brand of the church with its image of ‘Mariahilf’, but also the angel frescoes on the ceiling of the Minorite Hall and the large Baroque painting ‘The Feeding of the 5000’ are (re)interpreted in a contemporary way at the exit to the new museum.