Museum: Raum 01

Alfred Graf: Kreisgraben Glaubendorf, 2010

Alfred Grafs Bindemittel in den Bildern, die vor allem sedimentierte Landschaftsbilder sind, ist das Bienenwachs. In diesem vermengt sich Erde, Sand und mitunter Weihrauch. Aber nicht penetrant, vielmehr sind es die hoch reflexiven Bildelemente der Bienenwachsgerüche, die einem Ehrfurcht vor der Erde nahe legen. Alfred Graf ist ein Landschaftsmaler. Einen Pinsel benötigt er dafür nicht, er sammelt die Sedimente ein und fixiert sie mit dem Wachs.

„Kreisgraben Glaubendorf“ ist rein dokumentarisch zu verstehen. Im Zentrum des Bildes erscheint eine Ansammlung von Schneckenhäusern, die sich auf einem fast brokatähnlichen Hintergrund legt. Aber es sind nur die Sedimente. Der Anklang an das „ Glaubendorf“ ist nur im Obertonbereich hörbar, so wie das Wachs als elementares Bildelement erinnert wird, als man Bildern Sakralität zusprach. Deutlicher ist die Fixierung dieser Landschaft als eine erkaltete Ursuppe des Seins lesbar.

Kreisgraben Glaubendorf, 2010 Schneckenhäuser, Erde und Wachs auf Baumwolle, 290x115x5cm KULTUM depot Graz, aus: Himmlisches Jerusalem [Heavenly Jerusalem] (2000) und Stille Muster – Alfred Graf (2013/14) | Alfred Graf

Alfred Graf

geboren 1958 in Feldkirch, Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Graf studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Stipendien führten ihn in unterschiedliche Länder (Rom, Glasgow, Israel, Prag, Paliano, Sylt sowie Irland). Die dort vorgefundenen Sedimente nutzt Graf für seine meist aus Sand, Erde, Wachs und Harzen bestehenden Landschaftsbilder. Seine Arbeiten wurden u.a. im Künstlerhaus Wien, Kunstraum Dornbirn, Künstlerhaus Bregenz, Museum für Angewandte Kunst in Wien sowie in der National Mall Washington und Callery of Modern Art Glasgow ausgestellt. Im KULTUM wurde Graf in den Ausstellungen „entgegen. ReligionGedächtnisKörper in Gegenwartskunst“ (1997), „Himmlisches Jerusalem – Gedächtnisausstellung für Josef Fink“ (1999/2000) und in der Einzelausstellung „Alfred Graf: STILLE MUSTER“ (2013/14) gezeigt.

born in Feldkirch, Austria, in 1958; lives and works in Vienna. Graf studied at the Academy of Fine Arts Vienna. He visited different places in the frame of scholarships (Rome, Glasgow, Israel, Prague, Paliano, Sylt, and Irland). Graf uses the sediments found there for his landscape images that for the most part consist of sand, earth, wax, and resins. His works have been exhibited i.a. at the Künstlerhaus Vienna, the Kunstraum Dornbirn, the Künstlerhaus Bregenz, the MAK Vienna and at the National Mall, Washington DC, and the Gallery of Modern Art, Glasgow. Graf’s works were shown in the KULTUM in the exhibition “Himmlisches Jerusalem – Gedächtnisausstellung für Josef Fink (1999/2000) and in the solo exhibition “Alfred Graf: STILLE MUSTER“ (2013/14).

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Beeswax is the binder in Alfred Graf’s images, which are above all sedimented landscape images. This is mixed with soil, sand, and sometimes incense. But not in an obtrusive way, the highly reflexive visual elements of the beeswax scents rather suggest being in awe of earth. Alfred Graf is a landscape painter. He does not need any brush for this; he collects the sediments and fixes them in place with the wax. “Kreisgraben Glaubendorf“ must be understood as pure documentary. An accumulation of snail shells superimposed upon an almost brocade-like background appears in the center of the image. But it is only sediments.

The reference to the “village of faith” can only be heard in the overtone range, just as we recall wax as a fundamental pictorial of a time when we conceded sacrality to images. The fixing into place of this landscape as a solidified primordial soup of being is an even clearer interpretation.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 162-163.