Romanik

Hartwig Bischof: Anhaftung des Ortlosen

Der in Wien lebende Künstler Hartwig Bischof montiert »Postkartenmotive« aus Seckau zu einem Gesamtbild. Dieses ist ein Bild im Plural. Die angewandte Methode der Montage fügt ein Bild an ein Bild an ein Bild und so weiter. Selbstähnliche Bilder häufen sich, sie nehmen vor allem die im Zustand der Wahrnehmung aufgenommene Elastizität der Motive in die Bildgestaltungen auf. Einzelne Zeitpunktorte wandern durch unterschiedliche Territorien einer Bildfläche. Mit der Form des Diptychons entfalten sie sich im Doppelbild im Zweiaugenprinzip zur Polyfokalität menschlicher Wahrnehmung. Die kompositorische Stringenz garantiert der Rhythmos/ρυθμός. Er ist in diesen Bildern elastisch-wirbelnd. So ein Bild zu sehen wird zum Gleichnis, die Grundlage unserer Welterfahrung zu begreifen. Der Rhythmos stellt die Wirklichkeit für uns sicher, als Strudel dynamischer Gestaltungen, die bei jedem Blick weitervibrieren, den wir einem Kunstwerk oder einem Mitmenschen schenken.

Hartwig Bischof

geboren 1964 in Graz, Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Bischof studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Wolfgang Hollegha, sowie Philosophie und Theologie. Studienaufenthalte führten ihn nach Frankreich, Indien, Sri Lanka und in die USA. In Frankreich setzte sich Bischof intensiv mit dem Philosophen Emmanuel Lévinas auseinander. Das künstlerische „Dagegenschreiben“ (oblitérations) zeigt sich bei Bischof in charakteristischen Papierbildern, die einen herben Kontrast zwischen einer computergenerierten Ornamentik und einer papiergewebten Verstörung erzeugen. Im KULTUM wurde Bischofs Werk in der Personale „Hartwig Bischof. Obliterationen“ (2004) und in der Ausstellung „IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011/12) sowie in der Einzelausstellung “BILDERBILDER. Sichtbarkeitshäufungen von Hartwig Bischof.” (2019) gezeigt.

born in Graz in 1964; lives and works in Vienna. Bischof studied at the Academy of Fine Arts Vienna (with Wolfgang Hollegha) as well as Philosophy and Theology. He also studied abroad, in France, India, Sri Lanka, and the USA. In France, Bischof closely examined the works of the philosopher Emmanuel Lévinas. In Bischof’s works, the artistic “wri-ting against” (oblitérations) manifests itself in characteristic paper images that create a stark contrast between computer-generated ornament and disturbances woven into paper. Bischof’s works were shown in the KULTUM in the solo exhibition “Hartwig Bischof. Obliterationen“ (2004) and in the exhibition “IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011).

zurück

Hartwig Bischof: Inherence of Placelessness

The Vienna-based artist Hartwig Bischof assembles »postcard motifs« from Seckau into an overall picture. The latter is a picture in the plural. The applied method of montage adds a picture to a picture to a picture and so on. Images similar to one another become more and more frequent; above all, they incorporate the elasticity of the motifs recorded in the state of perception into the image designs. Individual points of time and space are wandering through different territories of a picture surface. With the form of the diptych, they unfold to the polyfocality of human perception in the double picture according to the two-eye principle. The compositional stringency is guaranteed by the rhythmos/ρυθμός. It is elastically whirling in these pictures. To see such a picture becomes a parable, to understand the basis of our experience of the world. The rhythm ensures reality for us, as a whirlpool of dynamic designs that vibrate with every look we lend a work of art or a fellow human being.

Text aus |Text from: Last & Inspiration. 800 Jahre – 8 Fragen. Ausstellungen zu »800 Jahre Diözese Graz-Seckau« | Burden & Inspiration. 800 Years – 8 Questions. Exhibitions on »800 Years of the Diocese of Graz-Seckau«, herausgegeben von | edited by Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Johannes Rauchenberger, Styria Verlag, Wien 2018, S. | p. 242-245.