Museum Raum 09

Manuel Gorkiewicz: Ohne Titel II, 2008

In den Arbeiten von Manuel Gorkiewicz spielt die Beschäftigung mit Präsentationsmodellen eine wichtige Rolle, sowohl innerhalb von Kunsträumen als auch in deren vermeintlich trivialen Entsprechungen in der Alltagskultur. Dabei werden allgemein bekannte Sujets verwendet, gerne auch massenkulturelle Stereotype und kunsthistorische Standards miteinander verstrickt, die oft erst auf den zweiten Blick ihre künstlerische Strategie preisgeben. Gorkiewicz unternimmt so einen Versuch, eine unentschiedene Situation zwischen unterschiedlichen Ausformulierungen von High- und Low-Culture zu erzeugen. Schnelle Lesbarkeit und konzeptuelle Überlegungen schließen sich dabei nicht aus, sondern dienen sich gegenseitig als Trägermedium. In der Wahl der präsentierten Objekte, wie etwa einer Schokoladetorte, (in der Ausstellung waren es auch 9 silberne und goldene Schlüsseln und ein sehr großer Schmetterling), schließt er ein Interesse an der Formensprache und Ästhetik alltäglicher Objekte mit einer pseudo-wissenschaftlichen, peniblen Herangehensweise kurz, die wir beispielsweise aus traditionellen Museumspräsentationen kennen, um Fragestellungen nach Repräsentation im weiten Reich der Symboliken, der Referenzen und letztlich der konkreten – wie übertragenen Kontexte aufzumachen. Durch ihre überhöhte und übergenaue Form der Präsentation verlieren sie den ursprünglichen Verwendungszweck und verweisen so „zwinkernd“ auf eine konzeptuelle Spielart der Appropriation-Art. Manuel Gorkiewiczs führt Erzählstränge weiter, die auf Basis einer zeithistorischen und kunstimmanenten, insgesamt weiterführenden Diskursivität aufgebaut sind und deren unterschiedliche Elemente eine produktive Auseinandersetzung mit der aktuellen Kunstproduktion und insbesondere mit dem aktuellen Skulpturenbegriff erfordern.

Ohne Titel II, 2008, Plexiglas, Holz, Styropor, Leim, Kuvertüre II, 100x100x6 cm, KULTUMdepot Graz, aus der Ausstellung zum Preis der Diözese Graz-Seckau für zeitgenössische bildende Kunst 2007 | Manuel Gorkiewicz

Manuel Gorkiewicz

geboren 1976 in Graz, lebt und arbeitet in Wien. Er beschäftigt sich in seinen kontextuellen Arbeiten mit Präsentationsmodellen innerhalb und außerhalb der Kunstinstitutionen sowie mit der Präsentation der Farbe als Farbe. Die Werke des Konzeptkünstlers verstehen sich als bewusst subtile Versuche eines Brückenbaus zwischen High- und Low-Culture. Gorkiewics‘ Arbeiten wurden u.a. an bedeutsamen Ausstellungsorten in Innsbruck, Wien, Graz, Prag, Kopenhagen und New York gezeigt. Im KULTUM wurde Gorkiewicz in der Ausstellung zum „Preis der Diözese Graz-Seckau für zeitgenössische bildende Kunst“ (2007) gezeigt.

born in Graz in 1976; lives and works in Vienna. In his contextual works, he examines presentation models inside of and outside of art institutions and the presentation of colors as colors. The works of this concept artist have to be understood as deliberately subtle attempt of building a bridge between high culture and low culture. Gorkiewicz’s works have been shown i.a. in important exhibition venues in Innsbruck, Vienna, Graz, Prague, Copenhagen, and New York. Gorkiewicz’s works were shown in the KULTUM in the exhibition “Preis der Diözese Graz-Seckau für zeitgenössische bildende Kunst“ (2007).

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Manuel Gorkiewicz: Untitled II, 2008

The examination of models of presentation plays an important role in Manuel Gorkiewicz’s works, both within art spaces and in their allegedly trivial equivalents in everyday culture. He uses commonly known subjects, and he also likes to combine mass cultural stereotypes and art historical standards, which often only reveal their artistic strategy at second sight. In this way, Gorkiewicz tries to create a draw situation between different formulations of high and low culture. Quick readability and conceptual considerations do not exclude each other in this but serve as image-bearing medium for each other. Selecting the objects he presented, such as a chocolate cake (in the exhibition, 9 silver and golden bowls, and a very big butterfly were also on display) he shortcircuits an interest in the formal language and the esthetics of everyday objects with a meticulous pseudo-scientific approach which we know for example from traditional presentations in the museum, in order to open up questions of representation in the vast field of symbols, references, and, last but not least, concrete and transferred contexts. Due to their elevated and hyper-precise form of presentation they lose their original purpose and thus hint tonguein-cheek at a conceptual variety of appropriation art. Manuel Gorkiewicz takes up the threads of a narrative that is built on the fundament of a contemporary historical and art immanent, and overall continuing discursivity, and whose different elements allow for a productive examination of current art production— and here especially of a current concept of sculpture.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 882-883.