KULTUM Programm KW 45: Bazon Brock am 7. November im KULTUM | Florian Traussnig über Propagandakunst im Krieg am 9. November | Kontrapunk! Ohne T und mit dem Ensemble Zeitfluss am 9. November | Kuratorenführung durch DE PROPAGANDA FIDE mit zweintopf als Gäste: SA, 12. November
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Herzlich willkommen zu einer intensiven KULTUM-Programm-Woche! Gerade findet die letzte Aufführung der durchgängig ausverkauften legendären Bavastel Puppentheater-Aufführung statt... Immer ein Highlight, seit Jahrzehnten :-).

Heute Abend um 19 Uhr ist dann ein wirklicher Star kulturphilosophischer Auseinandersetzungen bei uns zu Gast: Bazon Brock, der gegen die "Herrschaft des Kulturalismus in Künsten und Wissenschaften" auftreten wird. Michael Petrowitsch moderiert.

Am Mittwoch, 9. November, stellt Florian Traussnig um 19 Uhr in der Veranstaltungsreihe "Kunst im Krieg" einige Fallstudien zur Propagandakunst im Krieg vor. Dazu hat der Historiker und KULTUM-Diskurskurator auch einige dicke Bücher geschrieben.
(Fast) gleichzeitig (19.30 Uhr) findet das Herbstkonzert des Ensemble Zeitfluss im Minoritensaal statt: KONTRAPUNK! (Ohne T...).

Die Serie der allgemeinen Kuratorenführungen durch DE PROPAGANDA FIDE mit Gästen starten wir mit dem Künstlerduo zweintopf (Eva Pichler und Gerhard Pichler) am Samstag, 12. November um 11 Uhr.

 

Wir freuen uns auf Sie!
Herzlich, im Namen des KULTUM-Teams,

Ihr Johannes Rauchenberger

 

 

 

Kontroversiell verspricht heute Abend der von Michael Petrowitsch moderierte (und organisierte) Abend mit Bazon Brock am 7. November zu werden, der anlässlich der documenta 15 gegen die „Herrschaft des Kulturalismus in Künsten und Wissenschaften“ opponiert: 19 Uhr. 
Eintritt: Pay as you wish

 

Historiker und KULTUM-Diskurs-Kurator Florian Traussnig spricht am Mittwoch, 9. November um 19 Uhr über "Kitsch und Pragmatismus: Fall-Studen zu Propagandakunst im Krieg“

 

Dem Begriff „Propagandakunst“ ist ein schier unauflösbarer Widerspruch eingeschrieben: Laufen doch jene – für Regierungen, Armeen oder Geheimdienste arbeitenden – Kunstschaffenden, die mit ihren Worten, Bildern, Skulpturen, Filmen (und: Postings) propagandistische und weltanschaulich simple Antworten sowie Handlungsanleitungen geben, Gefahr, die Komplexität der Welt zugunsten schlichter Feind- und Freundbilder „wegzuerzählen“. Eine „Kunst“, die sich in politischen und gesellschaftlichen sowie militärischen Grundsatzfragen auf vorgefertigte „Holzhammerwahrheiten“ (Hanuš Burger) beschränkt, entledigt sich schnell ihrer ästhetischen, gesellschaftskritischen und intellektuellen Aspekte und verkommt zum ideologisierten Kitsch, zur Pseudokunst. So beklagte der vom NS-Regime bald desillusionierte Maler und Bildhauer Oskar Schlemmer 1933, als sich Hitlerdeutschland zwar noch nicht im Krieg befand, aber bereits heillos militaristisch und faschistisch durchdrungen war, die „Entlassung der Avantgardisten und die Inthronisierung der ‚Kitschiers‘“. Doch nicht nur Diktaturen setzen im Krieg auf Propagandakunst: Studiert man etwa britische Flugblätter des Ersten Weltkriegs oder jüngere Youtube-Clips von westlichen Regierung(sinstitution)en, zeigt sich: auch Demokratien sind im Kriegsfall propagandistisches Pathos und die interessensgeleitete Verzerrung von Fakten nicht fremd. In zahlreichen Fällen jedoch gelang und gelingt den in letzteren persuasiv arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern der Spagat zwischen pragmatischem Handlungsrahmen und ästhetischem Anspruch erstaunlich gut. Mit kriegspropagandistischen und -biografischen Fallbeispielen des 20. und 21. Jahrhunderts wird der Historiker und KULTUM-Diskurskurator Florian Traussnig daher die Widersprüche, Ambivalenzen, aber auch unerwartet kreativen Potentiale von Propagandakunst im Krieg ausleuchten.



 


 
 

Das heurige Herbstkonzert des Ensemble Zeitfluss am 9. November (19.30 Uhr) versammelt unter dem Motto „Kontrapunk“ Werke von Weiwei Xu, Alyssa Aska, Daniel Moser, Marko Markuš und Sara Glojnaric. Welche Musik sich hinter dem plakativen Titel verbirgt und warum das T beim contrapunctus non simplex auch gerne wegbleiben darf, können Sie am 9. November in Graz herausfinden. Am Dirigierpult steht diesmal Antanina Kalechyts.

 


 

Das Künstlerpaar zweintopf (Eva Pichler und Gerhard Pichler) eröffnet die Serie der allgemeinen Kuratorenführungen mit Johannes Rauchenberger: Am Samstag, den 12. November um 11 Uhr.
In den 1980er und 1990er Jahren wurden kirchliche Plakate in Österreich von den so genannten „Spruchplakaten“ geprägt. Diese waren der Ausgangspunkt für die, (für diese Ausstellung neu inszenierte) Installation mit Videoperformance "Maria:Trost" (2011) von zweintopf.
Foto: Johannes Rauchenberger

 


 


 


 

"Denk an das Ende deiner Tage! Dann gewinnt manches eine neue Bedeutung." Stimmt irgendwie. Vier der unendlich vielen "Spruchplakate" aus den 1980er und 1990er Jahren hat das Künstlerpaar zweintopf noch in einem extra für diese Ausstellung auf willhaben.at erstandenen Schaukasten (der ÖBB) aufgehängt. Sie bilden die Referenz für eine wunderbare Installation im Franziskussaal. 

Die erfolgreichen Sprüche, mit denen man "Glaubenspropaganda" in Österreich fast zwangsläufig in Verbindung bringt, die sogenannten "Spruchplakate" der "Katholischen Glaubensinformation der Erzdiözese Wien" zierten private Häuser, Schaukästen, Arztpraxen oder Wirtshausstuben und wurden so zum halböffentlichen Erscheinungsbild kirchlicher Zuspruchs- und Trostrhetorik – waren Appelle zu einem christlichen Handeln mit einer enormen Breitenwirkung. Diese waren für das Künstlerpaar zweintopf (Eva Pichler und Gerhard Pichler) der Anlass, sich mit religiösen Botschaften künstlerisch auseinanderzusetzen. Sie setzten aber nicht die Appelle erneut ins Wort, sondern vielmehr die Bitten, die, in öffentlichen Bittbüchern niedergeschrieben, an die Mutter Gottes der Wallfahrtskirche Mariatrost bei Graz herangetragen werden. Die Bitten auf diesen Plakaten wurden sprachlich nicht verändert!

Ihr Interesse gilt aber nicht bloß der Naivität der Bitten, sondern auch der Konkurrenz religiöser Erwartungen und kapitalistischer Werbeversprechen im öffentlichen Raum. 

Die Eintragung in einem öffentlichen Buch in der Wallfahrtskirche von Mariatrost ist für zweintopf zudem ein Vorläufer für die Zurschaustellung privater Inhalte im Internet. Nicht selten werden hier wie da Alltagsprobleme mit hoher Heilserwartung auf eine Stufe mit „echten“ Wundern gestellt und Fürsprache in puncto Benzinpreiserhöhung und Prüfungsangst erfleht.


 


 

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