EXPERTISE IST MACHT? Pfingst-Talk an der Katholischen Hochschulgemeinde
Das Verhältnis von Demokratie und Expertentum ist gestaltete sich in den letzten Jahren äußerst zwiespältig.
Eine Expertenregierung in einer Situation politischer Unstetigkeit, die vermehrte öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaftler:innen in Zeiten der Pandemie, die enttäuschte Hoffnung, dass sich politisch Verantwortliche in ihren Entscheidungen nicht hinreichend an Expertisen orientieren oder von diesen leiten lassen einerseits. Andererseits der Eindruck, dass die Stimme von Expert:innen im politischen Diskurs mehr wiegen als diejenige der übrigen Bürger:innen, die Gefahr der Bevormundung, sowie die Narration, dass die Entwicklungen der Welt zu komplex seien, sodass sie nur von wenigen Gelehrten verstanden würden. Diese Ambivalenz wahrnehmend haben wir uns die Frage gestellt, wie viel Expertentum die Demokratie voraussetzt, um Demokratie sein zu können und ab welchem Zeitpunkt dieses die Idee der gemeinsamen politischen Partizipation unterminiert. (Mario Steinwender / KHG Graz)
Unter der Moderation von Mario Steinwender diskutierten:
Simone De Angelis, Wissenschaftshistoriker
Helmut Jungwirth, Wissenschaftskommunikator
Kurzbericht zur Veranstaltung:
"Trust, but verify" - dieses Motto gab Wissenschaftshistoriker Simone De Angelis bei der von KHG-Bildungsreferent Mario Steinwender klug moderierten Diskussion über das Verhältnis von Demokratie und Expertentum aus. Auch wenn sich u.a. die Maschinerie der Bürokratie zwischen Experten, Forscherinnen und Laien schiebe und manche Experten vor persönlicher Eitelkeit nicht gefeit seien, sollte man das Prinzip des reflektierten Grundvertrauens in den Wissenschaftsdiskurs stärken.
Kommunikationsprofi und "Science Buster" Helmut Jungwirth ergänzte praxisnah: "Sprecht die Gruppe der wissenschaftsfernen, aber für Informationen empfänglichen Menschen in der Mitte an! Experten sollen nicht nur mit Fakten kontern, sondern mit wohldosierten Emotionen auf Ängste und Wissenschaftsskepsis eingehen!"
Florian Traussnig
Ein Kuratorenvideo als "AD HOC":
Wie sehr sollen Wissenschaftler und Expertinnen medial präsent sein? Sollen sie das überhaupt? Wo hört das redliche Sprechen über Forschungserkenntnisse auf, wo beginnt das "Parolen-Pressing" (Werner Krause)? Im Kurzvideo der Reihe AD HOC ... im Leseraum reagiert Kurator Florian Traussnig direkt auf diese Diskussion und denkt über die Rolle von Experten in TV, Radio & Social Media nach - und endet mit einem klaren Appell an die "researchers".