KLIMA-SCHATTEN ÜBER DEM „WETTER“ - Kathrin Karloff und Florian Traussnig im Literaturgespräch
Kathrin Karloff, Amerikanistin & Leiterin des Bildungsforums Mariatrost, und Florian Traussnig, Historiker & KULTUM-Diskurskurator, haben zwei jüngere Romane gelesen, die sich dem unaufhörlich anschwellenden Krisen-Crescendo unserer Zeit, vor allem aber dem Klimawandel, stellen. Im offenen Zwiegespräch im kleinen Minoritensaal erörterten Karloff und Trausssnig Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Inhalt und Sprache der beiden Werke.
"Am Ende wird alles schwarz sein und leer, und die Sterne schwarze Klumpen im Meer.“ - Schildert der hier zitierte, von Karloff ausgesuchte Roman Tanja Raichs, Schwerer als das Licht (2022), die „brachiale Verzweiflung einer namenlosen Frau, die wie eine Schiffbrüchige vom Meer auf eine einsame Insel ausgespuckt wird“ (Der Standard) und sich in einer ebenso schönen wie düsteren und absterbenden Naturkulisse wiederfindet, so zeigt das von Traussnig gewählte Buch, der „emotionale, planetarische und sehr turbulente“ – sowie humorvolle – Roman (The New York Times) Weather von Jenny Offill (2020), wie eine New Yorker Bibliothekarin ihren Alltag vor dem Hintergrund des drohenden Weltendes und der zunehmenden „climate anxiety“ bestreitet.
Welche Erkenntnisse und vielleicht auch produktiven Anstöße vermag die Literatur als Krisen-Seismograph der globalen Gesellschaft zu geben? Kann sie die politisch und erkenntnistheoretisch verfahrene Debatte rund um den Klimawandel konstruktiv aufbrechen? Wie können solche Bücher die Wahrnehmung unserer Gegenwart schärfen und unsere Möglichkeiten im Umgang mit ihr bereichern?
Kurzbericht zur Veranstaltung:
In einem feinfühligen, laut Teilnehmerrückmeldung "fast musikalischen" Zwiegespräch im Kleinen Minoritensaal haben Kathrin Karloff und Florian Traussnig über zwei sehr verschiedene Bücher gesprochen, die eine deutungsoffene ökologische Sensibilität in sich tragen und sich unserem tagespolitischen Klima-Hick-Hack dennoch weitgehend entziehen.
Am Ende zeigte sich: Poetisches Nachdenken über die mögliche Apokalypse sowie "aktiver Fatalismus" und lakonische Selbstironie zahlen sich aller "climate anxiety" zum Trotz aus.
Florian Traussnig