Im II. Vatikanischen Konzil (1962–65) hatte sich die Katholische Kirche eine „Verheutigung“ („aggiornamento“) verordnet. Doch nicht allen ging die Reform der Kirche rasch genug.
Die Verfilzung in Machtstrukturen, die mangelnde Geschichtsaufarbeitung, die stockende Ökumene, der Klerikalismus oder die Rolle der Laien: All das, was auch im derzeitigen Pontifikat von Papst Franziskus (seit 2013) regelmäßig wiederkehrt, wurde in der Steiermark bereits in den 1970er und 1980er Jahren in regelrechten Kampfschriften aufbereitet.
Die „Mitteilungen der SOG“, der „Solidaritätsgruppe engagierter Christen“, die in den frühen 1970er Jahren aus dem Kreis linker oder ehemaliger Kapläne in der Steiermark entstanden war, hat der Künstler und Theologe Alois Neuhold (geb. 1951) als letzter Chefredakteur von 1986 bis 1992 gestaltet. Im Rückblick erweisen sich diese Pamphlete, die in einer Zeit eines radikal konservativen Kurses der österreichischen Kirche in Form von Bischofsernennungen entstanden sind und deren Erscheinen von der Kirchenleitung jeweils gefürchtet worden war, als einer der letzten Aufschreie nach Reformen in der Katholischen Kirche im Großen.
Die verpassten Zeitpunkte für tiefgreifende Reformen haben nach Ansicht namhafter Theologen freilich längst den „point of no return“ (Hans Joachim Sander) hinter sich. Zur Erinnerung: Kurze Zeit später gab es noch das „Kirchenvolksbegehren“ (1995), den „Dialog für Österreich“ (1998), die „Pfarrerinitiative“ (2006) und „Maria 2.0“ (2019). Der deutsche „synodale Weg“ (seit 2020) läuft gerade, ebenso wie der weltweite „synodale Prozess“, den Papst Franziskus vor einem Jahr überraschend ausgerufen hat.
Zwei Gäste, die Beiträger zu dieser Ausstellung sind, sind zu diesem Schwerpunkt geladen: Der oben erwähnte Alois Neuhold auf der einen Seite und Georg Plank auf der anderen, der sich vor zehn Jahren mit der Firma „Pastoralinnovation“ selbstständig
gemacht hat und von unterschiedlichen Diözesen Aufträge erhält.