"(…) Die Dichterin formuliert in scharfsinniger Hellsichtigkeit die Schwachstellen des Zusammenlebens unter Menschen, legt ihre Worte als kühlende Bandagen auf unser Unvermögen, angemessen mit der Natur umzugehen, und nimmt mit präzise gesetzten Nebensätzen vorweg, was mehr als ein Jahrzehnt später den Kern unserer Existenz trifft: Wer zum Überleben gestempelt ist, / wird seinen Nachwuchs fressen wie der Polarbär, / der nichts von der Klimaerwärmung merkt. Der Band schließt mit „Urbi et orbi“, einem Zyklus, der im April 2020 im ersten Lockdown der Covid-19-Pandemie entstand, als Luljeta Lleshanaku mit der betagten Mutter in Tirana festsaß, während Tochter, Enkelkind und Mann sich im plötzlich unerreichbar gewordenen New York befanden.
Ihr gelingt es, darüber etwas zu schreiben, das überrascht und predigt zugleich, frisch gepflückt vom Baum der Erkenntnis im eigenen Garten: Der Tod nimmt denselben Weg / wie die Liebe: / ein Händedruck, eine Berührung, ein Flüstern ins Ohr ... Auch weil sie in einer der unbekannteren Sprachen unseres Kontinents spricht, wenn sie vorführt, wie das Miteinander unterschiedlicher Positionen möglich wäre, und so Zugänge öffnet, die uns sonst verwehrt blieben, ist Luljeta Lleshanaku eine der wichtigsten Dichter*innen des heutigen Europas." (Auszug aus Andrea Grills Nachwort zum Gedichtband „Die Stadt der Äpfel“)
>> Mehr Informationen (Auszug aus der Programmzeitung Nov/Dez)