Zlatko Kopljar führt durch seine Ausstellung "AUSLÖSCHUNG"
Am 23. November war Zlatko Kopljar in Graz: Kurator Johannes Rauchenberger befragte ihn über AUSLÖSCHUNG als künstlerisches Prinzip in seinem Werk, das gerade in der Malerei der letzten Jahre eine völlig neue Dimension erreicht hat. Mit "Disturbances" betitelt, evozieren die Bilder im Franziskussaal Frieden, Spiritualität und Erhabenheit. Kopljar führte durch die gesamte Schau.
AUSLÖSCHUNG ist ein treffender Begriff für Kopljars eigenes künstlerisches Schaffen: Ausgelöscht ist das Sehen bei den Blinden in Kopljars Performances (doch sie sehen am Ende mehr) (K1). Ausgelöscht sind nach wenigen Wochen die Spuren, die den gewaltsamen Tod seines Vaters markieren (K6). Ausgelöscht wurden die Hersteller der Ziegel im Hof vor dem Minoritensaal (K19). Nicht auslöschen lässt sich der Performer Zlatko Kopljar allerdings vor den Tempeln wirtschaftlicher, politischer und kultureller Hegenomie in New York und später vor anderen Machtzentren dieser Erde (K9 compassion): Er setzt auf Widerstand durch das Innere seiner Subjektivität. Er setzt den ausgelöschten Künstlern seiner kroatischen Heimat in der großformatigen Fotoserie von K11 ein Denkmal. Nach seiner eigenen Auslöschung in K12 begegnet er dem Licht: Er geht zur Quelle des Lichts, wird zur Lichtfigur (K13 bis K18), der fortan politische Prozesse, Anamnesen, Prozesse der Gier begleitet und mit seiner Aura erhellt.
Nach seiner endgültigen Auslöschung (K18) werden bildhauerische Modelle entworfen, die auf höchstmögliche Formen der Abstraktion abzielen und dabei die Frage nach dem Sinn von Kunst und auch die Bergung von Kunst sehr grundsätzlich stellen: Das MoMA in New York und die Tate Modern in London werden zu Reliquiaren in dieser Schau. Schließlich verabschiedet sich Kopljar auch von dieser Form von Kunst und beginnt eine Phase als Maler. Diese Gemälde, die seit 2021 entstehen, sind das erste Mal überhaupt in dieser Ausstellung (im großen Ausstellungssaal) zu sehen: Sie überzeugen gerade duch die AUSLÖSCHUNG ihrer Bildlichkeit: Nun geht es um die Erfahrung des Erhabenen, vielleicht auch um den Einfall des Absoluten – gerade in den Störungen: "Disturbances" nennen sich die Gemälde.