Noch eine angenehme "Verlängerung" gilt es anzukündigen: Die wunderbare Ausstellung von Wolfgang Temmel: "Perspektivenwechsel" im Spiegelgitterhaus Gleisdorf ist nun bis zum 13. Juni zu sehen. Eine ganz große Empfehlung für alle, die sie noch nicht gesehen haben.
Es sind oft mehrere Millionen an Pinselstrichen, die Wolfgang Temmel auf seine Leinwände legt. Grundiert mit schwarzem Indigo schreibt der in Wies lebende Künstler seine kosmischen Lichtspuren ins Bild: Er, der wie kaum ein anderer Künstler in diesem Land das Bild hinterfragt hat – in unterschiedlichsten Medien, auch in der digitalen Fotografie. Seit zehn Jahren sind es großformatige Lichtnebel, die nun mit seiner Pinselhandschrift eine Spiritualität freisetzen, eine Schöpfungskraft, die ihresgleichen sucht. Temmels Hand vor diesem Bild ist ein Zufallstreffer eines Atelierbesuchs, sie steht aber auch metaphorisch für einen Künstler, der sich den Grenzen seiner Körperlichkeit mit der Kraft der Kunst (wie ebenfalls kaum ein zweiter) widersetzt.
Die großen Flächen des Spiegelgitterhauses sind mit den großformatigen Leinwänden behängt, ein Raum großer Aura breitet sich durch die Gemälde aus.
Temmels scharfer Blick für das, was dieser Welt fehlt, aber auch, was in ihr schief läuft, lässt uns als Betrachtende seiner Bilder einen Freiraum für eine Imagination: Selbst bei Bildern eines Observatoriums, welches doch dazu da ist, Himmelsbilder einzufangen. Temmel multipliziert es auch als 3D-Druck für eine Kirche, eine Moschee. Die Architektur ihrer Konservendose lässt den Humor nicht außen vor. Temmel verteilt die drei Modell über den ganzen Raum.
Was man durch sie sehen könnte, ist ein kosmischer Blick: In den letzten zehn Jahren weitet Temmel sein Gesichtsfeld weit hinaus ins All.