KULTUM | Preis für den besten Kurzdokumentarfilm auf der Diagonale 24 für "THOSE NEXT TO US" und Rückblende zur Podiumsdiskussion
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"Wir sehen Straßen, Kurven, Brücken, einen endlosen Strom von LKWs und Autos, einen Fluss, einen Trailer, einen Parkplatz – Stationen einer illegalen Flucht in langen statischen Einstellungen. Aus dem Off hören wir die Stimme von Germán López Rosales, einem jungen Mann aus Mexiko. Germán versucht mithilfe von Schleppern illegal in die USA einzureisen. Wir erfahren, wie er ins Boot steigt, den Grenzfluss passiert, sich in einem Wohnwagen verstecken muss und schließlich in einen kochend heißen LKW gezwungen wird. Am Ende sind viele Menschen tot, darunter sein Freund und eine fünfköpfige Familie mit Baby.

Emotionale Nähe trifft auf visuelle Distanz. Die erschütternde Erzählung aus dem Off führt uns ins Innere des LKWs, in den Wohnwagen, aufs Boot – lässt uns imaginieren, was die Bilder nicht zeigen: Die oft grauenvolle Fluchterfahrung illegaler Migrant:innen.

Klug verbindet der Film seine äußere und innere Perspektive. Eindrücklich und sensibel gelingt ihm so eine schonungslose Darstellung der Entmenschlichung, die Menschen auf der Flucht weltweit erleben – auch 'next to us'.

Der Preis für den besten Kurzdokumentarfilm geht an Bernhard Hetzenauer für THOSE NEXT TO US."
(Jurybegründung für den Preis für den besten Kurzdokumentarfilm)

 

Die Diagonale '24 geht heute zu Ende. Das KULTUM hat, wie schon die Jahre zuvor, den Preis für den besten Kurzdokumentarfilm in der Höhe von € 4.000,- gestiftet: Wir gratulieren Bernhard Hetzenauer, der gestern bei der Preisverleihung nicht anwesend sein konnte, weil er in Mexiko ist, herzlich.  
30 Mal habe Hetzenauer den Film auf Festivals eingereicht, sagte er, drei Mal wurde er genommen: Und in Graz erhielt er den Preis. In seiner Videobotschaft widmete er den Preis seinem Hauptdarsteller, der, zurück in Mexiko, erschossen wurde. Ein erschütternder Film über das Flüchtlingsdrama, das sich schon seit langer Zeit an der Grenze zwischen den USA und Mexiko abspielt.

Die Jury bestand aus: Julia Zutavern (Zürich), Norbert Pfaffenbichler (Wien) und der Preisträgerin auf der letzten Diagonale, Karin Berger (Wien).
Erneut ist diese Wahl ein Statement, den Blick auf das Migrationsdrama offen zu halten, mit Empathie gegen die Hassstrategien in der Trump'schen Politik der Abgrenzung zu reagieren.
Heute um 21 Uhr ist der Film im Schubertkino zu sehen.
Wir werden, wie jedes Jahr, im Laufe des Jahres, ein weiteres Screening dieses besten Kurzdokumentarfilms veranstalten.

 


 

Die Diskussion vom Sonntag zum Nachhören

 

Eine äußerst dichte Diskussion war auch das Podiumsgespräch am vergangenen Sonntag: Andrea Schnedl (Leiterin des Caritas-Pflegeheims in Neumarkt und seit fast 30 Jahren in der Pflege tätig) und Simona Ďurišová (Juristin, Vertreterin des Vereins „IG24“) haben die drei Filme von Reiner Riedler ("Die guten Jahre") Maria Lisa Pichler ("Tomorrow I leave") und Harald Friedl ("24 Stunden") in höchst kompetenter Weise "umklammert". Das selbe galt für die Stimmen aus dem Publikum. Ein hochpolitisches Thema. Es ging um Sichtbarkeit von 60.000 (meist) Frauen, die in der 24-Stunden-Betreuung tätig sind, es ging um rund 900.000 (!) Menschen in Österreich, die von der familiären Pflege betroffen sind, ihre Hingabe und ihre Grenzen, ihre Scham und ihre Ohnmacht.
Und keine Lobby ist da, die das, was dabei auch an Ungerechtigkeit, an unbezahlter Arbeit, an "Kolonialismus", an Lohndumping, an Ausbeutung durch die Vermittlungsagenturen zur Sprache bringt und lautstark im politischen Diskurs einfordert. Zwar wurde die Pflegereform gelobt, das sei allerdings nur ein erster Schritt: "Ich hoffe, dass die Politiker*innen in diesem Fall über die Legislaturperiode hinausdenken", so Schnedl.
Wenn es Sie betrifft, dann hören Sie auf die Forderungen von Andrea Schnedl und Simona Ďurišová genau hin. Es lohnt sich, sich 1,5 Stunden lang Zeit zu nehmen... Hören Sie hier die Diskussion nach.

So geht ein fruchtbarer Diskurs zwischen Kunst und Gesellschaft. Danke, Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh für diese erneute Kooperation mit der Diagonale!

Ihr

Johannes Rauchenberger


 


 

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