Kultum: das Kulturzentrum mitten in Graz
Das Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten vermittelt zeitgenössische Kunst, interessiert sich für ihre existenziellen und gesellschaftsanalytischen Aspekte und den Zusammenhang mit Religion. Beheimatet ist es im historischen Minoritenkloster, das nun renoviert neu erstrahlt.
Das Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten vermittelt zeitgenössische Kunst, interessiert sich für ihre existenziellen und gesellschaftsanalytischen Aspekte und den Zusammenhang mit Religion. Beheimatet ist es im historischen Minoritenkloster, das nun renoviert neu erstrahlt.
Wer von der Grazer Mariahilfer Straße aus durch den Durchgang (man könnte ihn fast übersehen) in den Hof des historischen Minoritenklosters tritt und diesen bereits von früher kennt, hält nun womöglich erstaunt inne. Denn der Hof wirkt größer, offener. Was ist passiert? Das Gebäude wurde renoviert, es strahlt nun geradezu, vor allem aber wurde ein Durchgang in den zweiten Hof gebrochen, und auch dort wurden die Autos entfernt. Was für ein einladendes Ensemble zeigt sich da nun. Draußen rauscht die Mur, brummt der Verkehr, shoppt die Stadt, drinnen: eine Oase, ein Hort der Stille.
Rückzug von der Welt also? Keineswegs. Abgeschlossen ist hier nichts, weder zeitlich noch räumlich noch thematisch. So wie Johannes Rauchenberger, der Leiter von Kultum, Zentrum für Gegenwart, Kunst und Religion in Graz, seit Jahren an einem stets aktuellen und lebendigen Museum baut, das wächst und wächst, so legt er nun auch Spuren in die neu renovierten alten Räumlichkeiten, die aufmerksam machen.
Im barocken Stiegenaufgang zum vielleicht schönsten Saal von Graz, dem Minoritensaal, ist bereits von 1965 bis 2009 zeitgenössische Kunst präsentiert worden. Hier rufen auch jetzt wieder Kunstwerke aus der und in die Gegenwart, besprechen die Tradition neu, bringen sie ins Gespräch, befragen sie bzw. machen Unbesprochenes sichtbar.
Daneben schauen
Ruth Schnells Werk „Wes des Land“ ist auf den ersten, direkten Blick ein blinkender Leuchtstab; schaut man leicht daneben, sieht man Worte vorbeiziehen. Sie verweisen darauf, dass es hier, angesichts der prächtigen Barockkunst, einiges zu erzählen gibt. Denn was sich in auffälligem Widerspruch zum Armutsgelübde der Minoriten dermaßen prächtig präsentiert, ist gestaltgewordene Gegenreformation. Ist also Ausdruck von Macht, von Politik.
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